Sebastian Buosi

Sebastian Buosi

Über die Versicherungswirtschaft zur klassischen Bank hin zu digitalen und alternativen Anlagen kam Sebastian früh mit Finanzthemen in Berührung. Dieses Interesse wurde dank der Möglichkeiten aus dem digitalen Wandel in der Finanzbranche weiter verstärkt. Daher hat er sich weiter auf Themen wie Bitcoin, NFT, Uhren und das nachhaltige Investieren spezialisiert.

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Eigenkapital – der große Ratgeber

überprüft durch Finanzreport
Eigenkapital – der große Ratgeber

Über das häufig zu hörende Eigenkapital gibt es eine ganze Menge zu wissen beziehungsweise zu erlernen. Um inmitten dieser Informationsflut den Überblick nicht zu verlieren, haben wir für Sie die wichtigsten Fakten, Daten und alles Wissenswerte im Allgemeinen sauber zusammengestellt. Scrollen Sie einfach durch diesen Artikel und filtern Sie das für Sie elementare Know-How nach Belieben heraus. Übrigens – über Eigenkapital genau Bescheid zu wissen kann auch im echten Leben weiterhelfen. Warum das so ist? Lesen Sie dazu jetzt einfach weiter…

Die Frage der Fragen – was ist Eigenkapital genau?

Eine eindeutige und über alles erhabene Definition wird man auch zu diesem Begriff kaum finden. Manche gewichten bestimmte Merkmale höher als andere, einige lassen genau diese Charakteristika wiederum völlig außen vor. Unsere Erklärung soll Ihnen hingegen einen guten Gesamtüberblick liefern und Sie dafür sensibilisieren, was Sie unter Eigenkapital konkret verstehen dürfen. Los geht’s…

Zunächst einmal sollte man an dieser Stelle zwischen Privatpersonen einerseits und Firmen andererseits unterscheiden. Im erstgenannten Fall bezeichnet das Eigenkapital sämtliche Mittel, die als finanzielles Eigentum eines Individuums gezählt werden dürfen. Eine tragende Rolle spielt das Eigenkapital hier beispielsweise bei der Beantragung eines Darlehens für diverse Bauvorhaben. Sieht man sich die Begrifflichkeit hingegen aus Sicht eines Unternehmens an, so muss die Definition leicht abgeändert werden. Als Eigenkapital bezeichnet man dann nämlich den Kapitalanteil einer Firma, der sich aus den eigenen monetären Mitteln zusammensetzt. Gemeinsam mit dem Fremdkapital bildet es schließlich das Gesamtkapital. Vor allem in rechtlicher Hinsicht sowie gemäß buchhalterischer Vorschriften ist es unabdingbar, klare Grenzen zwischen Eigen- und Fremdkapital zu ziehen.

Graue Theorie am Anfang

Wussten Sie eigentlich schon, dass die Höhe des Mindest-Eigenkapitals bei Kapitalgesellschaften vom Gesetzgeber vorgeschrieben wird und derzeit 50.000€ betragen muss, während für die Gründung einer GmbH bereits 25.000€ ausreichend sind? All das ist unter anderem im Aktiengesetz festgeschrieben. Erst wenn der entsprechende Einzahlungsnachweis vorliegt, kann die jeweilige Gesellschaft auch ins Handelsregister eingetragen werden. Woher stammt oder besser gesagt, wie setzt sich das Eigenkapital bei Unternehmen zusammen, die bereits registriert sind? Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten, die gleichzeitig veranschaulichen, warum der Parameter des Eigenkapitals nie ein fixer Wert ist, sondern stetigen Veränderungen unterliegt. Hier also die wichtigsten Einflussfaktoren. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit…

  • Gewinnthesaurierung
  • Höherbewertung von Aktiva
  • Niedrigerbewertung von Passiva
  • Kapitalerhöhung
  • Emission von Aktien

Gibt es Unterschiede beim Eigenkapital?

Dass Eigenkapital kein starrer, in Stein gemeißelter Wert ist, wurde nun bereits angesprochen und auch begründet dargelegt. Gleichzeitig muss jedoch noch ergänzt werden, dass es teils gravierende Verschiedenheiten bei Eigenkapital gibt, die definitiv nicht ignoriert werden dürfen. Vor allem für Angestellte im Rechnungswesen sind sie von zentraler Bedeutung. Damit auch Sie die genauen Differenzen kennenlernen, haben wir eine kurze Liste erstellt, die alles Wichtige gut übersichtlich darbietet. Die Infos beziehen sich hierbei vor allem auf § 266 (2) des HGB, in dem die diversen Positionen des Eigenkapitals genannt werden.

Kapitalrücklagen: Wichtig zu wissen ist, dass bei Kapitalrücklagen weitere Unterteilungen vorgesehen sind, die nachfolgend ebenfalls kurz Gehör finden sollen. Allgemein handelt es sich bei diesem Begriff jedoch um finanzielle Ressourcen, die sich im Falle eines Unternehmens beispielsweise aus Agiobeträgen bei der Emission von Aktien ergeben und vorrangig dazu dienen, wirtschaftlich herausfordernde Zeiten möglichst unbeschadet zu überstehen. Man zählt sie zu den sogenannten offenen Rücklagen. Kapitalgesellschaften werden vom Gesetzgeber sogar verpflichtet, diese Art von Ersparnis zu bilden.

Gewinnrücklagen: Zu unterscheiden sind an dieser Stelle insgesamt vier Aspekte, die untenstehend aufgezählt sind. Generell gesehen entstehen sie durch die Einbehaltung der realisierten Jahresprofite beziehungsweise aus einem Teil davon.

Gesetzliche Rücklagen: Vor allem Aktiengesellschaften sind von dieser Bestimmung betroffen. Insgesamt 5% ihrer Gewinnrücklagen müssen sie zurückhalten, bis diese gemeinsam mit den Kapitalrücklagen 10% des zur Verfügung stehenden Grundkapitals ausmachen.

Rücklagen für Unternehmensanteile: Hierzu gibt es im Grunde genommen nicht mehr zu sagen, als dass diese Rücklagen in der Höhe des Gesamtbetrags der Anteile gebildet werden müssen.

Satzungsmäßige Rücklagen: Diese sind individuell und werden von jedem Unternehmen in der Satzung selbst bestimmt. Eine Pflicht besteht allerdings nicht.

Sonstige Gewinnrücklagen: Alle Rücklagen, die in den obigen Positionen nicht berücksichtigt sind beziehungsweise werden, fallen unter die sonstigen Gewinnrücklagen.

Gewinnvortrag/Verlustvortrag: Aus dem Vorjahresgewinn, der nach der allgemeinen Gewinnverwendung überbleibt, wird der sogenannte Gewinnvortrag gebildet. Konnte die Firma keine Profite erzielen, kommt es analog zum Verlustvortrag.

Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag: Wie man sich bereits denken kann, handelt es sich beim Jahresüberschuss um den Gewinn, der nach Abzug sämtlicher Steuern bestehen bleibt. Der Jahresfehlbetrag bildet hierzu einfach das Gegenteil und bedarf somit keiner ausführlicheren Erläuterung.

Das Eigenkapital als quantitative Größe

Mithilfe unterschiedlicher Kennzahlen ist es möglich, Unternehmen miteinander zu vergleichen. Besonders gut funktioniert dieses Vorgehen innerhalb einer sogenannten Peer Group. Für Investoren, die am Kauf von Anteilen einer Firma interessiert sind, liefern die betriebswirtschaftlichen Berechnungen ebenfalls eine solide Entscheidungsgrundlage, die aber natürlich um weitere Aspekte ergänzt werden muss. Das Eigenkapital ist bei diesen Ermittlungen immer wieder von herausragender Bedeutung. Man unterscheidet in erster Linie die nun vorgestellten Kennziffern.

Eigenkapitalrentabilität: Sie wird dann herangezogen, wenn ein Unternehmen vor einer wichtigen Investition steht und indiziert zudem, ob eine potenzielle Anlage rentabel ist oder eher nicht. Lohnenswert wäre eine Investition im Übrigen dann, wenn die Eigenkapitalrentabilität über dem momentanen Zinssatz liegt. Zusätzliche Faktoren müssen beim Für und Wider selbstverständlich berücksichtigt werden.

Eigenkapitalquote: Relativ einfach zu berechnen, sagt sie etwas über den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital aus. Einen perfekten Wert gibt es hier nicht, vielmehr hängt dieser von der jeweiligen Branche und dem konkreten Wirtschaftsumfeld ab. Ganz allgemein lässt sich aber festhalten, dass eine hohe Eigenkapitalquote im Zweifelsfall als positiver eingestuft werden sollte.

Anlagendeckungsgrad: Diese Kennzahl ergibt sich aus der Relation von Eigenkapital und Anlagevermögen. Letzteres wiederum besteht aus Dingen wie beispielsweise Maschinen, Patenten oder dem Fuhrpark. Kann ein Unternehmen einen hohen Anlagendeckungsgrad aufweisen, bedeutet das nichts anderes, als dass ein großer Teil der Werte aus Eigenkapital und somit nicht auf Kredit finanziert sind. Ein insgesamt gutes Zeichen also.

Vor- und Nachteile des Eigenkapitals im Überblick

Wie in den vorherigen Ausführungen schon mehrmals angeklungen, ist ein hoher Eigenkapitalanteil bei Unternehmen meist als positiv zu betrachten. Wieso ist das aber so? Die Antwort begründet sich in erster Linie darin, dass mit viel Eigenkapital nur verhältnismäßig wenige Schulden, also Verpflichtungen gegenüber Dritten, einhergehen. Die betroffene Firma kann sich zu großen Teilen aus eigenen Mitteln finanzieren, was auch ein gewisses Stück Unabhängigkeit bedeutet. Ebenfalls wirkt sich eine angemessene Eigenkapitalquote vorteilhaft auf die Bonität aus, die für viele wiederum eine Grundvoraussetzung für Investments in größerem Stile darstellt.

Bekanntermaßen ist trotzdem nicht alles Gold, was glänzt. Nicht anders sieht die Sache bei Eigenkapital aus, das natürlich ebenfalls einige Nachteile mit sich bringt. Anzuführen ist hier vor allem die potenzielle Aufnahme neuer Gesellschafter, die den Einfluss der bestehenden drastisch beschneiden und für Schwierigkeiten unter anderem bei der Konsensbildung sorgen könnten. Zudem ist Eigenkapital teurer als Fremdkapital, was daran liegt, dass Fremdkapitalzinsen steuerlich absetzbar sind. Bei Eigenkapital ist das hingegen nicht der Fall.

Die verschiedenen Funktionen des Eigenkapitals

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist das Eigenkapital keineswegs wegzudenken. Doch wofür ist es eigentlich gut? Die nachfolgende Auflistung soll Aufschluss zu genau dieser Fragestellung liefern und die schiere Vielfalt der Kennzahl darlegen. Auf Vollständigkeit wird indes kein Anspruch erhoben.

  • Verlustabsorptionsfunktion
  • Finanzierungsfunktion
  • Abfangen potenziell entstandener Einbußen
  • Gründungsfunktion
  • Haftungsfunktion
  • Ermittlung der Rentabilität einer Firma
  • Voraussetzung zur Aufnahme von Fremdkapital
  • Herrschaftsfunktion
  • Maßzahl für den Einfluss von Gesellschaftern bei Abstimmungen
  • Wichtiges Kriterium für die Kreditwürdigkeit

Kurzes Fazit

Ohne Eigenkapital würde quasi nichts mehr funktionieren – sowohl in betriebswirtschaftlicher als auch in volkswirtschaftlicher Hinsicht. Das Eigenkapital ist nicht nur für Bauherren von großer Relevanz, wenn sie etwa ein Darlehen bei der Bank aufnehmen wollen beziehungsweise dies müssen. Auch für Investoren kann diese Kennzahl bei der Entscheidung für oder wider einer bestimmten Anlage bedeutend sein. Sie liefert beim direkten Vergleich mit ihrer jeweiligen Peer Group schließlich wichtige Informationen. Und zu guter Letzt wäre das Rechnungswesen in seiner heutigen Form ohne das Eigenkapital nicht denkbar.

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