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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Aktien sind zwar in Deutschland nach wie vor keine besonders beliebte Anlageform, aber trotzdem finden immer mehr Anleger zu dieser Option der Geldanlage. Grundsätzlich ist die Anlage in Aktien sehr flexibel, denn diese können sowohl zur kurzfristigen Spekulation als auch zum langfristigen Investment sowie natürlich zum Handel genutzt werden. Wer sich mit Aktien beschäftigt, sollte auf einer guten Grundlage die infrage kommenden Wertpapiere selektieren.

Zu dem Zweck ist es hilfreich, sich auf die Ergebnisse von Analysen zu stützen. Im Vordergrund stehen einerseits die Chart- und zum anderen die Fundamentalanalyse. Worum es sich dabei handelt, was Sie aus den entsprechenden Analysen ableiten können und welche Kennzahlen von Bedeutung sind, das erfahren Sie in unserem Beitrag.

Aktien zum Investment, Handel und Vermögensaufbau

Aktien lassen sich schon immer sehr vielfältig nutzen. Häufig wird in den Medien zwar von kurzfristigen Spekulationen berichtet, aber tendenziell sind die Wertpapiere vor allem geeignet, um damit langfristig Vermögen aufzubauen oder einmalig einen größeren Kapitalbetrag anzulegen. Dazu bieten Aktienwerte mehrere Vorteile, durch die sich die Wertpapiere auszeichnen können, wie zum Beispiel:

  • Durchschnittlich gute Rendite
  • Flexibilität
  • Jederzeitige Verfügbarkeit des Kapitals
  • Sachwertanlage
  • Große Auswahl von Wertpapieren am Markt

Wer in die Wertpapiere investieren möchte, der sollte sich allerdings etwas am Markt auskennen und sich vor allem zuvor mit den einzelnen Aktie beschäftigt hat, die als Anlage infrage kommen. Hier raten Experten dazu, sich insbesondere die Ergebnisse der Fundamental- und Chartanalyse näher zu betrachten. Doch worum handelt es sich dabei eigentlich?

Aktienanalyse als Basis einer jeden Strategie

Sowohl kurzfristig orientierte Spekulanten als auch langfristige Anleger sollten vor dem Investment eine Strategie haben. Bei Aktien ist das besonders wichtig, denn allein aus dem Bauch heraus zu handeln führt in der überwiegenden Mehrheit nicht zu Gewinnen, sondern stattdessen eher zu Verlusten. Aktienstrategien bauen meistens auf den Ergebnissen, die sich aus der Fundamental- und/oder Chartanalyse ergeben. Beim Handel haben diese die Intention, dass sich aus dem jeweiligen Ergebnis ableiten lässt, ob in der Zukunft wieder mit steigenden oder fallenden Kursen einer bestimmten Aktie zu rechnen ist. Allerdings bedienen sich in dem Fall Fundamental- und Chartanalyse, die auch als technische Analyse bezeichnet wird, relativ unterschiedlicher Methoden.

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Aktien sollten Sie möglichst nicht ohne eine passende Strategie handeln. Die jeweiligen Handelsstrategien basieren meistens auf den Ergebnissen der Chart- und Fundamentalanalyse, wie zum Beispiel auf aktuellen Kennzahlen des Unternehmens, die eine Aussage zulassen, ob das Wertpapier unter- oder überbewertet ist.

Was ist die Fundamentalanalyse und wie funktioniert sie?

Lassen Sie uns nun etwas näher auf die zwei Hauptanalysemethoden von Aktien eingehen, nämlich einerseits auf die Fundamentalanalyse1Methoden der fundamentalen Aktienanalyse – https://www.boerse.de/grundlagen/fundamentalanalyse/Methoden-der-fundamentalen-Aktienanalyse – Abgerufen am 07.09.22und zum anderen auf die Chartanalyse. Bei der Fundamentalanalyse geht es darum, dass sich die Analysten bestimmte Daten, Zahlen und Werte näher betrachten, die vor allem aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung abzulesen sind. Es geht also bildlich gesprochen um die nackten Zahlen, die im Hinblick auf die Aktiengesellschaft und die Wertpapiere veröffentlicht worden. Diese Analyse stützt sich also ausschließlich auf fundamentale Daten, in erster Linie auf die Geschäftszahlen des Unternehmens.

Zu den wichtigen Kennzahlen, die im Rahmen einer Fundamentalanalyse von den Experten betrachtet werden, zählen insbesondere:

  • Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
  • Eigenkapitalrendite
  • Dividendenrendite
  • Umsatzerlöse
  • Eigenkapitalquote
  • Betriebsergebnis

Darüber hinaus gibt es noch einige Kennzahlen mehr, die im Zuge der Fundamentalanalyse betrachtet werden. Gemeinsam haben diese Zahlen und Werte, dass der Analyst an ihnen versucht abzulesen, ob zukünftig mit steigenden oder fallenden Kursen zu rechnen ist. Wie er dabei vorgeht, möchten wir gerne anhand des Beispiels eine Kennzahl verdeutlichen, nämlich das Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Was ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis?

Wie der Name bereits vermuten lässt, wird bei der Kennzahl Kurs-Gewinn-Verhältnis ein Blick darauf geworfen, wie sich der Gewinn einer Aktiengesellschaft im Verhältnis zum momentanen Kurs darstellt. Das sogenannte KGV wird auf Grundlage der folgenden Formel ermittelt:

KGV = Aktienkurs / Gewinn je Aktie

Lassen Sie uns die Formel etwas mit Leben füllen und beispielhafte Zahlen einer Aktiengesellschaft nutzen, die wie folgt aussehen könnten:

  • Gewinn je Aktie: 2,80 €
  • Aktueller Kurs: 37,50 €
  • KGV: 13,4

Am Kurs-Gewinn-Verhältnis können Sie also dessen Wert ablesen. Dieser hilft Ihnen allerdings noch nichts, wenn Sie nicht wissen, wie speziell dieses KGV einzuordnen ist. Dazu sollten Sie beachten, dass Sie ein KGV innerhalb einer bestimmten Branche bewerten müssen. So haben beispielsweise Aktien aus der Bankenbranche andere, durchschnittliche KGVs, als wenn das Unternehmen zum Beispiel in der IT-Branche tätig ist. Allgemein kann man sagen, dass Aktien mit einem KGV von unter 15 in der Regel als unterbewertet gelten, während ein KGV von 15 und mehr darauf hindeutet, dass die Aktien überbewertet sein könnten.

Je nachdem, ob sich an dem Kurs-Gewinn-Verhältnis ablesen lässt, ob die Aktien eher unter- oder überbewertet sind, zieht der Analyst daraus seine Schlüsse. Hat das Wertpapier zum Beispiel ein KGV von 11, wäre dies ein klares Zeichen für eine Unterbewertung. Dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Aktienkurs in Kürze steigen könnte. Hat das Wertpapier hingegen zum Beispiel ein KGV von 28, wäre es eher überbewertet. Dann wiederum ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Kurse in der Zukunft fallen könnten. Auf diese Art und Weise lässt sich durch die genannte Kennzahl bewerten, ob eher mit fallenden oder steigenden Kursen zu rechnen ist, wobei die Fundamentalanalyse natürlich alle Kennzahlen und Werte in Kombination betrachtet.

Was ist die Chartanalyse und wie funktioniert sie?

Fundamental- und Chartanalyse - Warum Sie die Grundlagen kennen sollten

Die zweite Hauptanalysemethode bei Aktien ist neben der fundamentalen die technische Analyse. Diese wird häufig auch als Chartanalyse bezeichnet. Hier spielen fundamentale Daten und Kennzahlen der Aktiengesellschaft überhaupt keine Rolle. Stattdessen basiert die Chartanalyse ausschließlich aus historischen Kursverläufen, die sich in den Charts zur jeweiligen Aktie ablesen lassen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Betrachtungsweise wird die Fundamentalanalyse hauptsächlich bei einer mittel- bis längerfristige Bewertung des möglichen Aktienkurses herangezogen, während es bei der Chartanalyse oft um eine kurzfristige Bewertung der wahrscheinlichen Kursverläufe geht.

Im Fokus eine Chartanalyse steht immer die Betrachtung historischer Kursverläufe. Die Analysten versuchen daran Unregelmäßigkeiten zu erkennen, was zum Beispiel in der Vergangenheit oft passiert ist, wenn die Aktie ein einem bestimmten Kurspunkt angekommen ist. Hat der historische Kursverlauf zum Beispiel gezeigt, dass der Aktienkurs oft an einer Schwelle von 35 Euro gescheitert und dann wieder gefallen ist, wäre das eine sogenannte Widerstandslinie. Dann gehen die Analysten davon aus, wenn der Aktienkurs aktuell wieder kurz vor der Schwelle steht, dass die Kurse in Kürze fallen durften.

Um Regelmäßigkeiten anhand der Chartanalyse zu erkennen und einen Bezug zum aktuellen Kurs herzustellen, bedienen sich die Analysten mehrerer Instrumente, Darstellungen und Untersuchungsmethoden. Dazu zählen im Rahmen der Chartanalyse unter anderem:

  • Unterstützungslinien
  • Widerstandslinie
  • Trendkanäle
  • Gleitende durchschnitte

Ist eine Aktie zum Beispiel in der Vergangenheit öfter vom Kurs her gefallen, aber nie oder selten unter einen bestimmten Kurs gesunken, handelt es sich dabei um eine sogenannte Unterstützung. Analysten wissen dann, wenn der Aktienkurs momentan wieder fällt und sich in der Nähe dieser Unterstützungslinie befindet, dass es wahrscheinlicher ist, dass der Kurs wieder aufgefangen und anschließend steigen wird. Das wäre entsprechend ein klassisches Kaufsignal, welches sich aus der Chartanalyse ableiten lässt.

Welche Schlüsse ziehen Analysten aus Ergebnissen von Fundamental- und Chartanalyse?

Sowohl Chart- als auch Fundamentalanalyse sollen ein Ergebnis liefern, nämlich die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, ob die Aktienkurse zukünftig entweder eher fallen oder steigen werden. Je nachdem, wie das Ergebnis der Analyse ausfällt, geben Analysten anschließend in aller Regel eine der folgenden drei Einschätzungen, wie sich Anleger im Hinblick auf die analysierte Aktie zukünftig verhalten sollten:

  • Halten
  • Kaufen
  • Verkaufen

Lassen Sie uns am praktischen Beispiel die Verbindung zwischen einer Chartanalyse und der daraus resultierenden Empfehlung seitens des Analysten herstellen. Dazu nehmen wir an, dass die technische Analyse ergeben hat, dass ein Aktienkurs in der Vergangenheit nach einem Kursrückgang fast immer an einer Unterstützungslinie angehalten ist. Diese liegt bei einem Aktienkurs von 36,50 Euro. Derzeit notiert der Kurs bei 36,80 Euro, ist allerdings in den letzten sechs Wochen bereits von über 45 Euro gefallen. Aufgrund der bekannten Unterstützungslinie gehen die Analysten davon aus, dass der Kurs auch dieses Mal wieder an dieser Marke anhalten und anschließend (etwas) steigen wird. Deshalb sprechen sie für den Aktientitel momentan die Empfehlung „Kaufen“ aus.

Wie zuverlässig sind Chart- und Fundamentalanalyse?

Die Zuverlässigkeit der zuvor angesprochene Analysen hängt unter anderem davon ab, wie genau und umfangreich die jeweilige Analyse durchgeführt worden ist. Allerdings kann auch die beste Chart- oder Fundamentalanalyse nicht garantieren, dass sich der Kurs tatsächlich so wie prognostiziert verhalten wird. Das hat den Grund, dass es einfach zu viele Einflussfaktoren auf Aktienkurse gibt, die sich im Vorfeld nicht analysieren lassen.

Dabei kann es sich zum Beispiel um die folgenden Situationen und Ereignissen handeln, die schlichtweg vorher nicht prognostiziert werden konnten:

  • Politische Krise
  • Wirtschaftskrise
  • Plötzliche Entwicklung innerhalb einer Branche
  • Überraschende Geschäftszahlen des Unternehmens
  • Sonstige Ereignisse, zum Beispiel Umweltkatastrophen

Wie Sie an dieser Auflistung erkennen, sind es insbesondere plötzlich auftretende und unvorhergesehene Ereignisse, die dazu führen, dass alle Ergebnisse aus der Chart- oder Fundamentalanalyse faktisch über den Haufen geworfen werden. Bestes Beispiel aus jüngster Vergangenheit sind zum einen die Corona-Pandemie und zum anderen der Ukraine-Krieg.

Beide Ereignisse sind plötzlich eingetreten und haben für einen massiven Kursrutsch an den Börsen gesorgt. Daher blieben die Ergebnisse aus der fundamentalen Analyse und der Chartanalyse faktisch völlig außen vor, weil die Analysten schlichtweg keine Chance hatten, diese Ereignisse vorhersagen. Im Allgemeinen allerdings stellen die Resultate der Analysen eine gute Grundlage dafür dar, dass Sie zumindest mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent einschätzen können, ob die Kurse der Aktien kurz-, mittel- oder längerfristig steigen oder fallen werden.

Quellen & Verweise[+]

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