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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Die private Vorsorge fürs Alter nimmt in Deutschland mittlerweile einen hohen Stellenwert ein. Statistisch betrachtet ist sie nach der gesetzlichen Rente die zweitwichtigste Säule, wenn es um die Vorsorge im Rentenalter geht. Neben Bankprodukten und Angeboten von Fondsgesellschaften gibt es nach wie vor eine Reihe von Versicherungsprodukten, die insbesondere zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge geeignet sind. Um welche Versicherungen es sich handelt und was Sie zu diesen entsprechenden Angeboten wissen sollten, darauf gehen wir im folgenden Beitrag näher ein.

Welche Versicherungsprodukte zur Vorsorge im Alter gibt es – ein Überblick

Vielleicht kennen Sie ausschließlich die Kapitallebensversicherung, die ein Versicherungsprodukt ist, welches auch zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge dienen soll. Es handelt sich dabei um eine Kombination aus Ansparen und Risikoabsicherung, insbesondere in finanzieller Hinsicht beim Tode des Versicherungsnehmers.

Neben der Kapitallebensversicherung gibt es zudem die private Rentenversicherung, die ebenfalls das Ziel hat, damit eine private Altersvorsorge aufzubauen. Die jeweiligen Versicherungsprodukte gibt es in mehreren Varianten, sodass Sie insgesamt die folgenden Versicherungsprodukte zur Auswahl haben, wenn es um die Vorsorge für Ihr Alter geht:

  • Klassische Kapitallebensversicherung
  • Fondsgebundene Lebensversicherung
  • Britische Lebensversicherung
  • Klassische private Rentenversicherung
  • Fondsgebundene Rentenversicherung

Mit diesen fünf Versicherungsprodukten, die zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge geeignet sind, möchten uns jetzt etwas näher beschäftigen.

Klassische Kapitallebensversicherung: Versicherung für den Erlebens- und Todesfall

Die klassische Kapitallebensversicherung ist definitiv das bekannteste Versicherungsprodukt, wenn es um den Aufbau einer privaten Altersvorsorge geht. Die Kapitallebensversicherung wird oft auch als Versicherung für den Todes- und Erlebensfall bezeichnet, weil in beiden Fällen eine Leistung erbracht wird. Zum einen sichert der Versicherungsnehmer Angehörige in finanzieller Hinsicht ab, sollte er sterben. Zum anderen wird die angesparte Kapitalsumme zum Fälligkeitsdatum ausgezahlt, sollte der Versicherungsnehmer zu diesem Zeitpunkt noch leben.

Dieser zweite Teil ist derjenige, der die klassische Kapitallebensversicherung als eine gute Möglichkeit zum Aufbau der privaten Altersvorsorge scheinen lässt. Das Problem besteht allerdings darin, dass die Renditen in den letzten Jahren deutlich gesunken sind. Das zeigt sich allein am Garantiezins, der in den vergangenen zehn Jahren um über drei Prozent gesunken ist. Ähnlich verhält es sich mit den Überschussanteilen, sodass bei Neuabschlüssen einer klassischen Kapitallebensversicherung heute meistens nur noch Gesamtrenditen zwischen 2,5 und 4 Prozent zu erzielen sind.

Ein Grund besteht darin, dass die Versicherungsgesellschaft bei der klassischen Kapitallebensversicherung die Sparbeträge der Kunde nur in sehr sichere Anlageformen investieren darf, wie zum Beispiel Termingelder, Geldmarktpapiere oder auch Bundesanleihen. Diese Anlageformen sind zwar sehr sicher, haben allerdings in der Niedrigzinsphase eine äußerst geringe Rendite. Aus diesen Gründen halten viele Experten die klassische Kapitallebensversicherung nicht mehr für gut geeignet, wenn es um den Aufbau einer privaten Altersvorsorge geht.

Fondsgebundene Lebensversicherung als renditestärkere Alternative

Eine zweite Variante der Lebensversicherung als Versicherungsprodukt, welches zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge geeignet ist, ist die fondsgebundene Lebensversicherung. Auch hier gibt es eine Absicherung für den Todes- und Erlebensfall. Der große Unterschied zur klassischen Kapitallebensversicherung besteht allerdings darin, dass die Versicherungsgesellschaft die Beiträge der Versicherungsnehmer nicht in Geldmarktpapiere oder Anleihen investiert, sondern faktisch ausschließlich in Fonds.

Zu einem Großteil handelt es sich dabei oft um Aktienfonds, sodass sich bei der fondsgebunden Kapitallebensversicherung im Durchschnitt (deutlich) bessere Renditen als bei der klassischen Variante erzielen lassen. Die Aussicht auf höhere Renditen hat allerdings einen Nachteil, nämlich dass es bei der fondsgebundenen Lebensversicherung in aller Regel keine garantierte Auszahlung und Kapitalgarantien gibt, wie es bei der klassischen Lebensversicherung der Fall ist. Sie gehen also ein etwas höheres Risiko ein, wenn Sie sich für die fondsgebundene Lebensversicherung entscheiden.

Darüber hinaus hängen die Renditen maßgeblich davon ab, in welche Fondsarten die Versicherungsgesellschaft in welchem Umfang investiert. Zu Auswahl stehen in aller Regel die folgenden Fondsvarianten:

  • Geldmarktfonds
  • Rentenfonds
  • Aktienfonds
  • Offene Immobilienfonds

Wenn die Lebensversicherungsgesellschaft vornehmlich in Aktienfonds investiert, wird die durchschnittliche Rendite natürlich in der Regel deutlich höher ausfallen, als wenn der überwiegende Teil des Portfolios aus Geldmarktfonds oder Rentenfonds besteht. Auf der anderen Seite ist dann allerdings auch das Risiko etwas höher, was jedoch aufgrund der oft langen Laufzeiten relativ zu sehen ist. Bei allen Kapitallebensversicherungen sollten Sie übrigens bedenken, dass der von Ihnen gezahlte Beitrag nicht in vollem Umfang für das Ansparen verwendet wird.

Je nach Versicherungsgesellschaft beträgt der sogenannte Sparanteil lediglich zwischen 70 und 80 Prozent. Die restlichen 20 bis 30 Prozent sind zum einen der Risiko- und zum anderen der Kostenanteil der jeweiligen Versicherung. Dies gilt als ein weiterer Grund, warum Kapitallebensversicherungen zum Vermögensaufbau durchaus in der Kritik stehen. Hinzu kommt, dass die Kapitallebensversicherung nicht riesterfähig ist und die entsprechenden Zulagen der Riester-Rente dementsprechend nicht eingebunden werden können.

Britische Lebensversicherung zur Vorsorge: Investieren in Aktien zum privaten Vermögensaufbau

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Eine noch recht unbekannte Form der Kapitallebensversicherung ist die sogenannte britische Lebensversicherung. Hier ist die Grundkonstruktion die gleiche, nämlich zum einen die Absicherung des Todesfalls in finanzieller Hinsicht und zum anderen die Möglichkeit, sich später eine Kapitalsumme als private Vorsorge auszahlen zu lassen. Die Besonderheit bei der britischen Lebensversicherung besteht darin, dass die Versicherungsgesellschaft in dem Fall auch Aktien als Anlageprodukt wählen darf und dies meistens auch in größerem Umfang nutzt.

Die britische Lebensversicherung unterscheidet sich also von den zuvor genannten Varianten dadurch, dass nicht in Anleihen, Geldmarktpapiere oder Fonds investiert wird, sondern stattdessen auf direktem Wege in Aktien die Vorsorge ihrer Kunden sichern will. Das wiederum führt dazu, dass die durchschnittliche Rendite noch einmal etwas höher als bei der fondsgebunden Lebensversicherung ist, wenn man sich im Vergleich die langfristigen Zahlen betrachtet. Auf der anderen Seite ist allerdings das Risiko noch einmal etwas höher, weil in einzelne Aktientitel investiert wird.

Die britische Lebensversicherung ist vor allem im angelsächsischen Raum sehr beliebt, weil dort grundsätzlich die Bevölkerung aufgeschlossener gegenüber einem Investment in Aktien ist. Von den sonstigen Eigenschaften her unterscheidet sich die britische Lebensversicherung nicht von der fondsgebunden oder der klassischen Kapitallebensversicherung. Das bedeutet, dass nur ein Teil der monatlich gezahlten Sparbeiträge verwendet wird, sodass dies natürlich bei der Gesamtrendite zu beachten ist.

Die britische Lebensversicherung ist ebenfalls nicht riesterfähig, sodass Sie Ihre bei der Riester-Rente zu erhaltenden Zulagen nicht in einen solchen Vertrag einbinden können. Besonders geeignet ist die britische Lebensversicherung daher für Sparer und Anleger, die gegenüber Aktien sehr aufgeschlossen sind und mit einem etwas höheren Risiko die Möglichkeit nutzen möchten, eine durchschnittlich gute Rendite zu erzielen.

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Die Kapitallebensversicherung ermöglicht einen Vermögensaufbau mit Risikoabsicherung im Todesfall. Im Hinblick auf die Rendite gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den drei Varianten. Zudem ist oft die Risikolebensversicherung kombiniert mit anderen Sparverträgen die rentablere Alternative.

Private Rentenversicherung: Versicherungsprodukt ohne Todesfallschutz

Die private Rentenversicherung hat zwar einige Gemeinsamkeiten mit der Kapitallebensversicherung, es existieren allerdings andererseits auch deutliche Unterschiede. Zunächst einmal handelt es sich ebenfalls um ein Versicherungsprodukt, welches in erster Linie zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge gedacht ist. Bei der privaten Rentenversicherung handelt es sich im engeren Sinne allerdings um einen reinen Sparvertrag. Zwar gibt es optional eine zusätzliche Absicherung für den Todesfall. Allerdings wird dann keine Versicherungssumme ausgezahlt, sondern es handelt sich um eine sogenannte Rentengarantiezeit.

Das bedeutet, dass zum Beispiel der Ehepartner des verstorbenen Versicherungsnehmers innerhalb einer gewissen Zeitspanne weiterhin die aus der Versicherung resultierende Rente gezahlt bekommt, sodass es in der Hinsicht eine gewisse finanzielle Absicherung gibt. Im Kern ist die private Rentenversicherung allerdings ein reines Sparprodukt, welches dem Vermögensaufbau dient. Neben der nicht vorhandenen Absicherung für den Todesfall gibt es fast ausschließlich Gemeinsamkeiten zwischen der klassischen Kapitallebensversicherung und der ebenfalls konventionellen privaten Rentenversicherung. Das bedeutet, dass Ihre monatlichen Beiträge seitens der Versicherungsgesellschaft vor allen Dingen in die folgenden Anlageprodukte fließen:

  • Termingelder
  • Geldmarktpapiere
  • Sichere Anleihen, zum Beispiel Bundesanleihen

Dies wiederum führt dazu, dass die Rendite bei der privaten Rentenversicherung in den letzten Jahren erheblich gesunken ist. Das ist vorrangig der Niedrigzinsphase geschuldet, sodass Sie momentan bei Neuabschlüssen kaum eine Rendite von mehr als 2,5 Prozent im Jahr erwarten können. Immerhin hat die private Rentenversicherung klassischer Natur einen Vorteil gegenüber der Kapitallebensversicherung, nämlich dass sie riesterfähig ist.

Sie können also einen entsprechenden Riestervertrag in Form einer privaten Rentenversicherung abschließen und die entsprechenden Zulagen einbinden. Generell empfehlen die meisten Experten die private Rentenversicherung allerdings nicht mehr zum Aufbau einer Altersvorsorge, eben aufgrund der unterdurchschnittlichen Rendite.

Fondsgebundene Rentenversicherung als mögliche Alternative

Genauso wie es bei der klassischen Lebensversicherung alternativ eine fondsgebundene Kapitallebensversicherung gibt, so haben Sie auch bei der privaten Rentenversicherung die Wahl zwischen diesen zwei Varianten. Das wiederum bedeutet, dass Ihre Beiträge (Sparanteil) bei der fondsgebundenen Rentenversicherung nicht in Anleihen oder Geldmarktpapiere fließen, sondern stattdessen in Fonds. In diesem Fall werden ebenfalls häufig Aktienfonds verwendet, was zu einer durchaus guten Rendite führen kann. Die fondsgebundene Rentenversicherung ist ebenfalls riesterfähig, sodass Sie dementsprechend einen Riester-Vertrag abschließen können.

Das Manko besteht allerdings auch bei der privaten Rentenversicherung in Form der fondsgebundenen Versicherung darin, dass ein größerer Anteil Ihrer Einzahlungen als Kosten von der Versicherung vereinnahmt werden. Hinzu kommt, dass bei einem Investment in Fonds für die Versicherungsgesellschaft noch einmal zusätzliche Kosten entstehen, nämlich die Fondskosten. Diese werden in der Regel auf die eine oder andere Art und Weise an den Anleger bzw. Sparer weitergegeben oder senken schlichtweg die Rendite, die mit den entsprechenden Fondsanteilen zu erzielen ist.

Vorsorge: Kostenanteil bei Versicherungsprodukten als negativer Faktor

Alle zuvor genannten Versicherungsprodukte haben leider einen negativen Aspekt gemeinsam: die relativ hohen Kostenanteile. Zunächst einmal zahlen Sie sowohl bei der privaten Rentenversicherung als auch bei der Kapitallebensversicherung eine Abschlussprovision1Provisionen sollen sinken – https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/lebensversicherungen-bafin-1.5271973 – Abgerufen am 30.07.22, die sich in der Regel auf die Beiträge innerhalb der ersten fünf Jahre verteilt. Eine solche Abschlussgebühr kann durchaus zwischen ein bis zwei Prozent der entsprechenden Versicherungssumme liegen. Darüber hinaus werden nur etwa 70 bis 80 Prozent Ihrer monatlichen Beiträge tatsächlich zur Investition genutzt. Dies bezieht sich zumindest auf die Kapitallebensversicherung. Wenn Sie also beispielsweise monatlich 200 Euro sparen, fließen davon durchschnittlich nur etwa 150 Euro in das entsprechende Anlageprodukt.

Die nicht unerheblichen Kosten führen dazu, dass die Rendite sowohl bei der privaten Rentenversicherung als auch bei der Kapitallebensversicherung naturgemäß sinkt. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt, nämlich dass beide Versicherungsarten relativ unflexibel sind. Sie können in aller Regel keine Änderung des Beitrages vornehmen. Zudem ist sowohl bei der Rentenversicherung als auch bei der Kapitallebensversicherung festgelegt, ob am Ende der Laufzeit eine Auszahlung der kompletten Summe erfolgt oder eine monatliche Rentenzahlung möglich ist.

Fazit zu Versicherungsprodukten zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge

Wenn wir die zuvor erläuterten Versicherungsprodukte zusammenfassen, dann sind diese zwar auf der einen Seite nach wie vor zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge geeignet. Auf der anderen Seite muss man allerdings sagen, dass es insbesondere im Hinblick auf die Rendite mittlerweile bessere Alternativen gibt. Zu nennen sind hier insbesondere Fonds- und ETF-Sparpläne. Diese haben meistens eine bessere Performance und vor allen Dingen haben Indexfonds eine deutlich geringere Kostenquote.

Bei der Kapitallebensversicherung spricht in erster Linie die zusätzliche Absicherung Angehöriger im Todesfall für das Produkt. Allerdings lassen sich auch dort Alternativen finden, nämlich zum Beispiel einen Fondssparplan für die Altersvorsorge zu nutzen und zusätzlich eine deutlich günstigere Risikolebensversicherung in Anspruch zu nehmen, um den angesprochenen Todesfallschutz zu gewährleisten.

Quellen & Verweise[+]

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