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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Die meisten Bundesbürger wissen mittlerweile, dass sie später im Alter voraussichtlich nicht nur mit ihrer gesetzlichen Rente auskommen werden, wenn sie ihren Lebensstandard halten möchten. Stattdessen ist es wichtig, sich möglichst rechtzeitig um eine private Vorsorge zu kümmern. Bei der privaten Altersvorsorge gibt es mehrere Produkte, zwischen denen Sie sich entscheiden können. Dazu gehören im Versicherungsbereich unter anderem die Kapitallebensversicherung und vor allem die private Rentenversicherung.

In unserem Beitrag möchten wir darauf eingehen, wie Sie im Versicherungsbereich Ihre individuell passende Vorsorge ermitteln können. Dabei geht es im Wesentlichen darum, dass Sie herausfinden, welchen Umfang Ihre spätere Altersvorsorge haben muss und wie Sie darauf basierend die passende, monatliche Sparrate feststellen.

Versicherungsprodukte für die private Altersvorsorge

Lassen Sie uns im ersten Schritt darauf eingehen, welche Vorsorgeprodukte Ihnen im Versicherungsbereich überhaupt zur Verfügung stehen, wenn es um den Aufbau einer privaten Altersvorsorge geht. Die Versicherungsunternehmen stellen hier insbesondere die folgenden Optionen zur Verfügung:

  • Klassische Kapitallebensversicherung
  • Fondsgebundene Lebensversicherung
  • Britische Lebensversicherung
  • Private Rentenversicherung
  • Fondsgebundene Rentenversicherung

In diesem Beitrag möchten wir exemplarisch mit der privaten Rentenversicherung1Private Rentenversicherung – https://www.test.de/thema/rentenversicherung/ – Abgerufen am 21.09.22arbeiten, und zwar in Form der klassischen Variante. Der Unterschied zur fondsgebundenen Rentenversicherung ist, dass bei dieser Versicherungsvariante die Beiträge der Versicherungsnehmer in Fonds angelegt werden. Bei der klassischen privaten Rentenversicherung sind es hingegen eher sichere Anleihen und auch Geldmarktpapiere, in die das Geld investiert wird.

Welche Versorgungslücke habe ich im Alter?

Um Ihre optimale, private Vorsorge zu ermitteln, müssen Sie zunächst einmal wissen, welche Versorgungslücke Sie im Alter voraussichtlich haben werden. Um das herauszufinden, müssen Sie zunächst wissen, wie hoch die gesetzliche Rente sein wird, über die Sie später ab Ihrem Rentenalter verfügen können. Dazu addieren Sie eine eventuell vorhandene Betriebsrente und legen dann das Budget fest, über das Sie gerne im Rentenalter monatlich verfügen möchten. Dazu ein Beispiel:

  • Zu erwartende, gesetzliche Rente: 1.300 Euro
  • Betriebsrente: 200 Euro
  • Gewünschtes Budget: 2.000 Euro
  • Versorgungslücke: 500 Euro

In dem Beispiel erhalten Sie also voraussichtlich später eine gesetzliche Rente in Höhe von 1.300 Euro. Diese Information können Sie Ihrer jährlichen Renteninformation entnehmen. Hinzu addieren Sie die Betriebsrente. In unserem Beispiel haben Sie dementsprechend im Rentenalter ein Einkommen in Höhe von insgesamt 1.500 Euro. Da Sie allerdings ein Budget von 2.000 Euro haben möchten, entsteht daraus die Versorgungslücke in Höhe von 500 Euro. Exakt diese Lücke müssen Sie versuchen, durch eine private Altersvorsorge abzudecken.

Private Vorsorge: Wie hoch sollte das monatliche Budget sein?

So ermitteln Sie die individuell passende Vorsorge

An dieser Stelle werden sich zahlreiche Verbraucher fragen, wie hoch das monatliche Budget im Rentenalter sein sollte. Eine gute Orientierungshilfe ist sicherlich das aktuelle Nettoeinkommen, von dem Sie allerdings durchaus einen etwas größeren Betrag abziehen können. Die Rentenzahlungen haben nämlich später nicht eine so große Steuer- und Sozialabgabenlast, wie es vorher der Fall gewesen ist. Wenn Sie also beispielsweise momentan ein Nettoeinkommen von 2.500 Euro haben, ist sicherlich ein späteres Budget von zum Beispiel monatlich 2.000 Euro eine gute Größe.

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Ihre persönliche Versorgungslücke können Sie einfach ermitteln. Sie nehmen Ihr gewünschtes, monatliches Budget im Rentenalter als Grundlage und ziehen davon die zu erwartende gesetzliche Rente nebst einer eventuellen Betriebsrente ab. Die Differenz ist dann Ihre Versorgungslücke.

Für welches Vorsorgeprodukt entscheide ich mich?

Um die angesprochene Lücke in der Vorsorge zu schließen, müssen Sie möglichst früh damit beginnen, regelmäßig zu sparen. Die Versicherungsgesellschaften bieten zu diesem Zweck mehrere Produkte an, die wir am Anfang unseres Beitrages bereits erwähnt haben. Der Unterschied besteht zwischen den Versicherungsprodukten vor allem im Hinblick auf die Sicherheit und auch die Rendite, die erzielt werden kann. Im Durchschnitt betrachtet erzielen Sie zum Beispiel mit einer privaten Rentenversicherung in Form der fondsgebundenen Rentenversicherung eine höhere Rendite, als wenn Sie sich beispielsweise für eine klassische Lebensversicherung entscheiden.

Der Grund liegt auch daran, dass es bei der Lebensversicherung noch eine Risikoprämie gibt, die so bei privaten Rentenversicherung nicht existiert. Ohnehin sollten Sie wissen, dass bei den Vorsorgeprodukten der Versicherer nicht geringe Kosten entstehen. So zahlen Sie zum Beispiel häufig eine Abschlussprovision und ein Teil Ihres monatlichen Beitrages wird bei der privaten Rentenversicherung als Kostenanteil vereinnahmt, während bei der Kapitallebensversicherung zusätzlich noch ein Risikoanteil hinzu kommt. Das wiederum führt dazu, dass – je nach Vorsorgeprodukt – nur zwischen durchschnittlich 75 bis 90 Prozent Ihrer eingezahlten Beiträge tatsächlich seitens der Versicherungsgesellschaft für die Anlage verwendet werden können.

Wie finde ich die optimale Sparrate?

Sie wissen nun, welche Versorgungslücke Sie später durch eine private Altersvorsorge abdecken möchten. Deshalb müssen sich jetzt in einem weiteren Schritt berechnen, wie wie monatlichen Beitrag Sie zum Beispiel in die private Rentenversicherung einzahlen müssen, damit bei deren Ablauf, zum Beispiel zu Ihrem 67. Lebensjahr, dann auch mindestens die monatliche Rente gezahlt wird, mit der Sie Ihre Versorgungslücke schließen können. Um diese Berechnung durchzuführen, benötigen Sie noch einige Variablen, nämlich:

  • Einzahlungsdauer / Spardauer
  • Durchschnittliche Rendite pro Jahr

Die Spardauer lässt sich relativ leicht ermitteln. Sind Sie aktuell zum Beispiel 35 Jahre und möchten die private Rentenversicherung bis zum Eintritt ins Rentenalter, also mit 67 Jahren, laufen lassen, würde die Spardauer exakt 32 Jahre betragen. Die Rendite ist wiederum vom gewählten Vorsorgeprodukt abhängig und lässt sich nur überschlagsweise kalkulieren. Sowohl bei der privaten Rentenversicherung als auch bei der konventionellen Kapitallebensversicherung besteht die Rendite in der Regel zum einen aus dem Garantiezins und zum anderen aus der Überschussbeteiligung.

Bei der fondsgebundenen Lebensversicherung und bei der fondsgebundenen Rentenversicherung sieht das etwas anders aus. Dort investieren die Versicherungsgesellschaften Ihren Sparanteil des Beitrages in aller Regel in Investmentfonds, beispielsweise in Renten- und Aktienfonds. Dementsprechend gibt es weder einen Garantiezins noch in dem Sinne Überschussanteile, sondern Ihr späterer Kapitalwert ergibt sich daraus, wie sich der Wert der Fondsanteile entwickelt hat.

Für unsere anschließende Beispielrechnung gehen wir an der Stelle davon aus, dass Sie zum einen noch 32 Jahre in die private Rentenversicherung einzahlen können. Zum anderen rechnen wir mit einer durchschnittlichen Jahresrendite in Höhe von 3,5 Prozent, was sicherlich momentan ein realistischer Wert ist.

Vorsorge: Beispielrechnung zur passenden Sparrate?

Lassen Sie uns an der Stelle noch einmal zusammenfassen, welche Daten und Zahlen Sie bis jetzt gesammelt haben, um dann mit der anschließenden Rechnung zu ermitteln, welchen Betrag Sie monatlich sparen müssen, um dann später Ihre optimal passende Vorsorge nutzen zu können:

  • Versorgungslücke: 500 Euro
  • Rendite private Rentenversicherung: 3,5 Prozent pro Jahr
  • Einzahlungsdauer: 32 Jahre

Eine weitere Größe benötigen wir allerdings noch, nämlich wie lange die private Altersvorsorge reichen soll. Im Gegensatz zur gesetzlichen Rente, die ein Leben lang gezahlt wird, endet die Zahlung aus der privaten Rentenversicherung und auch einer Kapitallebensversicherung dann, wenn das Kapital aufgebraucht ist. Deshalb müssen Sie auch für die nachfolgende Kalkulation festlegen, bis zu welchem Alter die auszuzahlende Rente reichen soll.

Dies ist jedoch etwas schwierig, denn natürlich können Sie jetzt noch nicht wissen, wie alt später werden. Deshalb ist es eine Hilfe, sich an der durchschnittlichen Lebenserwartung zu orientieren, die momentan bei rund 80 Jahren liegt. Für unser Beispiel geben wir also an, dass die Auszahlungen aus der privaten Rentenversicherung später für 13 Jahre reichen soll. Sie brauchen also insgesamt 78.000 Euro an Kapital, um davon monatlich 500 Euro an Rente ausgezahlt zu bekommen.

Auf Grundlage dieser Daten und Zahlen können Sie nun – am besten mit einem Online-Rechner – ermitteln, wie viel Geld Sie monatlich in die private Rentenversicherung einzahlen müssen, um dann später bis an Ihr kalkuliertes Lebensende pro Monat 500 Euro an privater Rentenzahlung zu erhalten. Das Ergebnis dieser Berechnung beläuft sich auf monatlich gut 100 Euro. Allerdings ist das natürlich der gesamte Sparbeitrag, unter der Annahme, dass dieser in vollem Umfang in die entsprechende Anlageform seitens der Versicherungsgesellschaft fließen würde.

Wie Sie allerdings jetzt wissen, wird ein Teil der monatlichen Einzahlungen seitens der Versicherungsgesellschaft als Kostenanteil genutzt. Aus dem Grund können wir davon ausgehen, dass dieser Kostenanteil bei 15 Prozent des Beitrags liegt. Darum muss der zuvor berechnete monatliche Beitrag also noch einmal etwas höher ausfallen, nämlich um diese 15 Prozent. Das bedeutet, dass Sie ungefähr pro Monat 120 bis 130 Euro in die private Rentenversicherung einzahlen müssen, um so Ihre individuell passende Vorsorge im Alter zu haben.

Über alternative Sparformen nachdenken

Grundsätzlich müssen Sie sich natürlich im Hinblick auf Ihre spätere Altersvorsorge nicht für eine Kapitallebensversicherung oder eine Rentenversicherung entscheiden. Darüber hinaus stehen an den Finanzmärkten noch andere Sparpläne zur Verfügung, die teilweise sogar bessere Renditen aufweisen können. Das trifft insbesondere auf die folgenden Sparverträge zu:

  • Fondssparplan
  • ETF-Sparplan
  • Aktiensparplan

Immer häufiger werden momentan auch Edelmetallsparpläne angeboten, die Sie durchaus zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge nutzen können. Unabhängig davon, ob Sie sich nun für ein Versicherungsprodukt oder eine Alternative entscheiden, sollten Sie auch an das mögliche Einbinden der Riester Rente denken. Dazu müssen Sie wissen, dass nicht alle Sparformen riesterfähig sind. Für den Versicherungsbereich gilt zum Beispiel, dass weder die konventionelle noch die fondsgebundene Kapitallebensversicherung mit den Riester-Zulagen kombiniert werden können. Anders stellt es sich bei der privaten Rentenversicherung oder bei der fondsgebundenen Rentenversicherung dar, denn dabei handelt es sich um sogenannte riesterfähige Produkte.

Quellen & Verweise[+]