Finanzen aktuell: In der aktuellen Ausgabe unseres Finanzreports „Geld und Finanzen im Fokus“ werfen wir einen umfassenden Blick auf die jüngsten Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und analysieren deren Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Wir halten uns dabei an unser Leitprinzip: „Ihr persönlicher Leitfaden für finanzielle Entscheidungen.“
Finanzen aktuell: Das Wichtigste in Kürze
- Aktienmärkte bleiben stabil
- Leitzinsen in USA und Europa weiterhin erhöht
- Attraktivität von Anleihen und Bank-Sparprodukten nimmt zu
- Regionalbanken in den USA weiterhin in Gefahr
- Wohnimmobilienkonzern Vonovia weiterhin im Scheinwerferlicht der Immobilienbranche
- Berichtssaison der Unternehmen geht weiter
Märkte im Überblick
Nach der erwarteten Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank (EZB) um 0,25 Prozentpunkte verzeichnete der deutsche Leitindex einen Rückgang. Obwohl die Entscheidung von den meisten Anlegern vorhergesehen wurde, rutschte der DAX um bis zu 0,8 Prozent ab. Bis zum Handelsschluss konnte sich der Index jedoch wieder erholen.
Am Ende des Handelstages schloss der DAX mit einem leichteren Minus von 0,51 Prozent bei 15.734 Punkten. Die Gewinne des Vortages, bei denen der Leitindex 0,6 Prozent höher bei 15.815 Punkten lag, waren damit wieder aufgehoben. Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets merkte an, dass die 15.700-Punkte-Marke bisher erfolgreich verteidigt wurde. Sollte der DAX dauerhaft unter diese Marke fallen, könnte dies weiteren Abwärtsdruck auslösen.
Die EZB hat inzwischen ihren Leitzins im Euroraum auf 3,75 Prozent angehoben. Parallel dazu erhöhte die US-Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins zum zehnten Mal in Folge. Fed-Chef Jerome Powell deutete an, dass das aktuelle Zinsniveau ausreichend sein könnte, schränkte jedoch die Erwartungen an baldige Zinssenkungen ein.
In den USA zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin stabil, trotz einer leichten Zunahme der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe. Die Zahl der Anträge stieg um 13.000 auf 242.000, was als robust gilt. Die Entwicklung des Arbeitsmarktes hat großen Einfluss auf die Geldpolitik der USA, da ein starker Arbeitsmarkt Löhne und somit die Inflation antreiben kann.
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Finanzen aktuell: Entwicklungen in der Finanzbranche
In der Finanzwelt zeigt sich derzeit ein intensiver Wettbewerb um Kundenbindung. Tagesgeldkonten erweisen sich dabei als beliebtes Instrument, um neue Kunden zu gewinnen. Eine namhafte Online-Bank bietet beispielsweise 3,05 Prozent Zinsen auf Tagesgeldkonten an. Peter Barkow, Inhaber der angesehenen Bankenberatungsfirma Barkow Consulting, bestätigt, dass Banken jeden investierten Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB) für 3,25 Prozent anlegen können. Barkow und weitere Experten erwarten beide einen weiteren Anstieg der Zinsen.
Es ist entscheidend, bei der Wahl eines Tagesgeldkontos auf versteckte Gebühren und Konditionen zu achten, da nicht alle Angebote gleichermaßen vorteilhaft sind. Derzeit bieten 14 Banken Tagesgeldzinsen von mindestens drei Prozent an, wobei eine französische Bank mit 3,3 Prozent den höchsten Wert erzielt. Die durchschnittlichen Zinsen sind von 0,6 Prozent im Januar auf 1,2 Prozent im Mai gestiegen.
Zinsspezialisten prognostizieren, dass die EZB den Leitzins noch zweimal um 0,25 Prozentpunkte erhöhen wird. Barkow erwartet daraufhin einen Anstieg der Durchschnittszinsen. Andere Stimmen hingegen geht von Spitzenzinsen von vier Prozent im Spätsommer aus und möglicherweise Sonderangeboten mit fünf Prozent zum Jahresende.
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Es ist empfehlenswert, auf versteckte Kosten und Höchstgrenzen bei Anlagebeträgen zu achten. Die meisten hohen Zinsen gelten nur für Neukunden oder neues Geld von Bestandskunden. Um höhere Zinsen auf bereits investiertem Tagesgeld zu erhalten, könnte ein Wechsel der Bank erforderlich sein.
Momentan sind Festgeldanlagen weniger reizvoll, da Anleger dadurch höhere Tagesgeldzinsen verpassen könnten. Tagesgeldkonten unterliegen der Einlagensicherung, die in der Eurozone 100.000 Euro pro Anleger und Bank abdeckt. Bei Beträgen über 100.000 Euro rät man, das Geld auf verschiedene Konten aufzuteilen.
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Finanzen aktuell: Entwicklungen in der Bankenbranche
In der Bankenbranche haben Regionalbanken in den USA nach einer turbulenten Woche eine Erholungsrally erlebt. Aktien einiger Banken, wie der in Los Angeles ansässigen PacWest und der Western Alliance aus Phoenix, verzeichneten beträchtliche Kursanstiege. Der KBW-Index der Regionalbanken legte um fast fünf Prozent zu. Analysten einer großen US-Bank stufen drei Regionalbanken trotz der jüngsten Turbulenzen höher ein und betonen, dass die Lage deutlich weniger ernst sei als die Kursverluste suggerieren.
Die US-Regierung und die Regulierungsbehörden sind aufgrund des Drucks durch Shortseller auf gesunde Banken alarmiert. Diskussionen über Maßnahmen zur Beendigung der Vertrauenskrise bei den Regionalbanken sind im Gange, aber es gibt keine einfachen Lösungen. Ein temporäres Verbot von Leerverkäufen wurde vorgeschlagen, aber Experten glauben nicht, dass dies viel bringen wird, um das Vertrauen nachhaltig wiederherzustellen.
Die Debatte über die Erhöhung der Einlagensicherung in den USA geht weiter. Derzeit sind Guthaben von bis zu 250.000 US-Dollar pro Kunde und Bank versichert. Regionalbanken haben gefordert, Einlagen für die kommenden zwei Jahre vollständig zu garantieren, aber eine solche Entscheidung erfordert die Zustimmung des tief gespaltenen Kongresses. Eine weitere Idee ist, nur Geschäftskonten von Unternehmen eine höhere Einlagensicherung einzuräumen, aber auch dafür ist die Zustimmung des Kongresses erforderlich.
Die Probleme sind auf die Folgen der strengen Zinspolitik der US-Notenbank zurückzuführen, die zu Buchverlusten bei Anleihen und Krediten vieler Institute geführt hat. Diese verlieren an Wert, wenn der Leitzins steigt. Einige Banken haben die steigenden Zinsen nicht kommen sehen und haben die Zinsänderungsrisiken unterschätzt.
Entwicklungen in der Immobilienbranche
Der deutsche Immobilienmarkt befindet sich in einer schwierigen Phase, was deutliche Auswirkungen auf das Dax-Unternehmen Vonovia hat. Im ersten Quartal dieses Jahres verbuchte der größte Immobilienkonzern des Landes erhebliche Verluste. Durch den Verkauf von Immobilienbeständen konnte sich das Unternehmen jedoch zusätzliche Finanzmittel sichern.
Kürzlich verkaufte Vonovia ein Immobilienpaket bestehend aus 1350 Wohnungen für etwa 560 Millionen Euro an CBRE Investment Management. Trotz der angespannten Marktlage betonte der Vorstandsvorsitzende Rolf Buch, dass Verkäufe weiterhin möglich seien. Insgesamt brachten die beiden Transaktionen dem Unternehmen etwa 1,6 Milliarden Euro ein.
Jedoch hat die Wende im Immobilienmarkt auch negative Folgen für das Portfolio von Vonovia. Am Ende des ersten Quartals führte der Konzern eine Neubewertung des Gesamtportfolios durch, woraufhin der Wert des Immobilienbestands auf 91,2 Milliarden Euro gesunken ist.
Trotz der aktuellen Verluste von knapp 2,1 Milliarden Euro bezeichnete Buch die Situation als „Momentaufnahme“. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 58,3 Millionen Euro verzeichnet. Die aktuellen Zahlen führten jedoch zu einem Rückgang der Vonovia-Aktie um mehr als vier Prozent.
Zudem gibt es Veränderungen in der Führungsebene: Helene von Roeder, Vorstandsmitglied und ehemalige Finanzchefin, verlässt das Unternehmen. Infolgedessen rücken Finanzchef Philip Grosse und Ruth Werhahn, die das neue Personalressort übernimmt, in den Vorstand auf.
Der operative Gewinn von Vonovia sank im ersten Quartal um 17,8 Prozent auf 462,6 Millionen Euro. Dennoch bekräftigte das Unternehmen seine Prognose für das Gesamtjahr, dass der operative Gewinn – der sogenannte Group FFO – zwischen 1,75 und 1,95 Milliarden Euro liegen werde.
Um neue finanzielle Mittel zu generieren, verkaufte Vonovia Immobilienpakete zu einem leicht reduzierten Preis. Buch betonte jedoch, dass diese Transaktionen die Werthaltigkeit des Portfolios untermauern.
Insgesamt hat Vonovia fast alle Verkaufsziele für das Jahr 2023 erreicht und kann so den Refinanzierungsbedarf für dieses Jahr sowie einen großen Teil der Refinanzierungen für 2024 decken. Das Unternehmen steht jedoch vor weiteren Herausforderungen, da es seine mehr als 500.000 Wohneinheiten klimaneutral gestalten muss, um den gesetzlichen Vorgaben der Bundesregierung gerecht zu werden.
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Der Marktausblick – Wichtiges für die kommende Woche 19
In der kommenden Woche sollten sich Investoren auf wichtige Wirtschaftsindikatoren konzentrieren. Am Mittwoch werden die US-amerikanischen Verbraucherpreisindizes (CPI) für April erwartet, mit einem prognostizierten Anstieg von 0,4 % im Monatsvergleich und 5,0 % im Jahresvergleich. Zudem wird der Kern-CPI für April am selben Tag veröffentlicht, bei dem ein Anstieg von 0,4 % erwartet wird. Am Donnerstag steht die Zinsentscheidung der Bank of England (BoE) an, bei der eine Erhöhung von 4,25 % auf 4,50 % prognostiziert wird. Schließlich werden am Freitag die britischen Bruttoinlandsprodukt (BIP)-Daten für das erste Quartal und die Fertigungsproduktion für März veröffentlicht, wobei ein BIP-Wachstum von 0,1 % im Quartalsvergleich und 0,2 % im Jahresvergleich sowie ein Rückgang der Fertigungsproduktion um 0,1 % erwartet wird.
Weiterhin sollten Investoren auf wichtige Unternehmensmeldungen achten: PayPal (PYPL) zeigt Entwicklungen im Zahlungsverkehr und Fintech-Branche. Palantir Technologies (PLTR) präsentiert Fortschritte bei Datenanalyse und KI-Lösungen. Airbnb (ABNB) gibt Aufschluss über die Erholung der Reisebranche und Entwicklung des Sharing-Economy-Sektors. Walt Disney (DIS) informiert über die Medien- und Unterhaltungsbranche, einschließlich Streaming-Diensten und Themenparks. Tyson Foods (TSN) reflektiert die Trends in der Lebensmittelindustrie und Fleischverarbeitung. BioNTech (BNTX) offenbart Fortschritte bei Medikamenten- und Impfstoffentwicklungen. Devon Energy (DVN) zeigt Entwicklungen im Energiesektor, insbesondere Öl- und Gasproduktion. Roblox (RBLX) bietet Einblicke in Gaming-Markt und soziale Plattformen. Lucid Group (LCID) präsentiert die Elektrofahrzeugmarkt und Wettbewerb sowie Produktionsfortschritte. Rivian Automotive (RIVN) gibt Aufschluss über Elektrofahrzeugverkäufe und Produktionsstrategie.