Momentan kommt man einfach nicht um sie herum. Die Rede ist natürlich von der Teuerungsrate oder im Fachjargon – Inflation. Jeder und jede spürt sie zumindest mittelbar im eigenen Geldbeutel. Beinahe alle Lebensbereiche werden teurer, viele müssen sich deshalb im Alltag einschränken. Urlaube werden gestrichen und auch das Essen im Restaurant fällt für einige flach. Aber was genau ist die Inflation eigentlich und was sollte man dazu definitiv wissen?
Eine kurze Definition zum besseren Verständnis
Inflation meint im Grunde genommen nichts anderes als eine gesteigerte Geldmenge, die sich im Umlauf befindet. Wie aktuell gut zu beobachten ist, klettern die Preise für beinahe alle Güter und Dienstleistungen nach oben. Im übertragenen Sinne ist damit ein Euro heute weniger wert als dieselbe Summe Geld vor einem Jahr. Bei der sogenannten Deflation handelt es sich übrigens um das genaue Gegenteil der Inflation.
Wie kann es überhaupt zu Teuerungsraten kommen?
Darüber streiten sich selbst die Experten. Einen übergeordneten Grund gibt es dafür meistens nämlich nicht. Vielmehr liegt häufig ein Konstrukt aus verschiedenen Ursachen vor, die zusammen zu Phänomenen wie eben der Inflation führen. Die Vergangenheit hat aber gelehrt, dass vor allem die Erhöhung der Liquidität seitens der Zentralbanken zu einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus führen kann. Dies erklärt sich folgendermaßen.
Mehr auf dem Markt verfügbares Kapital bedeutet für die Verbraucher in erster Linie, dass sie auch mehr konsumieren können. Dadurch wiederum wird die Nachfrage nach bestimmten Gütern, Waren und Dienstleistungen angekurbelt, wodurch es zu erneuten Preisanstiegen kommt. Die vorhandene Geldmenge vergrößert sich schließlich in einem schnelleren Tempo als die bereitstehenden Produkte. Anders ausgedrückt, ist die Nachfrage größer als das Angebot.
Ein weiterer Grund liegt in höheren Produktionskosten. An dieser Stelle lässt sich eine gute Parallele zur gegenwärtigen Situation ziehen. Unternehmen haben derzeit vor allem mit exorbitanten Energiekosten zu kämpfen. Auch viele Rohstoffe, die für den Herstellungsprozess unabdingbar sind, stiegen preislich zuletzt enorm an. Trotz all dem sind Firmen nach wie vor bestrebt, möglichst hohe Gewinne einzufahren. Dies erreichen sie in erster Linie damit, indem sie die gestiegenen Preise an die Verbraucher umlegen. Das führt in der Folge jedoch zu einer Wertminderung des Geldes.
Wie ermittelt man die Inflation eigentlich?
Auch das ist eine berechtigte Frage. Sowohl in Deutschland als auch in vielen anderen Ländern der Welt zieht man zur Berechnung dieses Wertes einen sogenannten Warenkorb heran. Darin befinden sich unterschiedliche Produkte und Dienstleistungen des alltäglichen Lebens, die innerhalb eines Jahres von einem deutschen Durchschnittshaushalt konsumiert werden.
Oftmals sind beziehungsweise bleiben die Preise dabei nicht starr, sondern verändern sich stetig. Das ermöglicht einen guten sowie verlässlichen Abgleich zwischen den unterschiedlichen Jahren und liefert gleichzeitig die Grundlage für die Berechnung der Inflation. Bekannt ist im Übrigen auch der sogenannte Big-Mac-Index, wobei die Preise dieses McDonalds-Klassikers in verschiedenen Ländern miteinander verglichen werden.
Kann man die Inflation untereinander vielleicht unterscheiden?
In der Tat ist das möglich. Eine Aufgliederung erfolgt insbesondere über die beiden Aspekte Geschwindigkeit und Erkennbarkeit der Preissteigerung. Zur besseren Veranschaulichung sollen nachfolgend die jeweiligen Unterpunkte aufgezählt werden.
Erkennbarkeit der Preissteigerung: Hierzu gehört einerseits die verdeckte Inflation. Bei ihr bleiben die Preise zunächst auf konstantem Niveau. Allerdings verschlechtert sich die Qualität der Produkte und Dienstleistungen, wodurch der tatsächliche Geldwert abnimmt. Zum anderen gibt es auch die offene Inflation, die ihrem Namen nach für jeden und jede offensichtlich erkennbar ist. Auch in der aktuellen Situation kann man von einer offenen Inflation sprechen. Zuletzt darf an dieser Stelle die sogenannte zurückgestaute Inflation nicht vergessen werden. Dabei wird das Preisniveau künstlich vom Staat aufrechterhalten, indem er Höchstpreise einsetzt.
Geschwindigkeit der Preissteigerung: Hier muss gar zwischen vier Arten unterschieden werden. Bekannt ist insbesondere die schleichende Inflation, bei der die Preissteigerung langsam und konstant vonstatten geht. Anders sieht es bei der trabenden Inflation aus. Von ihr ist meist bei mittleren Teuerungsraten die Rede. Eine echte Gefahr stellt definitiv die galoppierende Inflation dar, wobei die Preise rapide und in Besorgnis erregendem Maße ansteigen. Letztlich bleibt nur noch die Hyperinflation zu nennen, die jedoch einen echten Extremfall verkörpert und in der Realität glücklicherweise nur selten vorkommt. Bei ihr sind Teuerungsraten im hohen zweistelligen Bereich keine Seltenheit. Zu beobachten ist sie momentan etwa in einigen Ländern Südamerikas. Oftmals ist sie auch ein klares Indiz für die wirtschaftliche Instabilität eines Staates.
Gibt es neben Nachteilen eventuell auch Vorteile?
Ob es glaubhaft klingen mag oder nicht, für einige ist die Inflation nicht per sé schlecht. Gerade in der momentanen Zeit des allgemeinen Preisanstieges hört sich das zunächst völlig unlogisch an, kann aber relativ simpel erläutert werden. Dass sich die Teuerungsrate allgemein jedoch negativ auf viele auswirkt, ist dagegen längst kein Geheimnis mehr. Im Fokus stehen dabei vor allem die Sparer, die einer stetigen Wertminderung ihres Kapitals ins Auge fassen müssen. Bei der derzeitigen Inflationsrate von rund 8% blieben von 1000€ Ersparten nach einem Jahr beispielsweise nur noch 920€ über – ohne dass aktiv etwas ausgegeben wurde. Auch Gläubiger haben übrigens das Nachsehen. Der Wert eines Darlehens mindert sich nämlich ebenfalls, wenn der Geldwert abnimmt.
Anders sieht es hingegen bei den Schuldnern aus, die sich über die Inflation geradezu freuen dürfen. Effektiv gesehen müssen sie zum Beispiel bei Krediten niedrigere Zinsen tilgen. Eine weitere beruhigende Nachricht liegt in der Tatsache, dass die Politik die Inflation zumindest teilweise über die Steuerpolitik oder Preis- und Gehaltsbindungen lenken kann.
Wie kann man das eigene Geld schützen?
Das ist eine Frage, die momentan sehr viele Menschen umtreibt. Die wenigsten wollen schließlich Tag für Tag in die Arbeit, um letztlich trotzdem ständig an Kapital zu verlieren. Es müssen also dringend probate Lösungsstrategien her. Eine davon besteht sicherlich in der richtigen Anlage des Geldes. Die Börse beispielsweise bietet nachweislich guten Schutz vor der Inflation. Dennoch trauen sich nach wie vor nur verhältnismäßig wenige Personen an die Kapitalmärkte. Häufig ist sogar mangelnde Information der Grund dafür.
So handelt es sich bei Aktien etwa um Unternehmensanteile und somit um nichts anderes als Sachwerte. Wie viel sie konkret kosten, hängt in erster Linie von der Einschätzung der Investoren ab. Warum Aktien nun aber ein Stück weit inflationssicher sind, lässt sich vor allem mit dem nachfolgenden Beispiel erklären.
Inflation bedeutet Preissteigerung. Wie weiter oben bereits erwähnt, treffen diese Kostenerhöhungen auch Unternehmen. Trotzdem wollen diese unverändert an ihren Profiten festhalten und leiten die gestiegenen Preise deshalb oftmals an ihre Kunden weiter. Das funktioniert vor allem dann gut, wenn die jeweilige Firma ein besonders gutes Standing hat und die Verbraucher daher kaum um das Unternehmen herumkommen. Die höheren Preise machen sich letztlich nicht selten in höheren Umsätzen und höheren Gewinnen bemerkbar. Insbesondere die Profite gefallen Investoren, die anschließend zusätzliche Aktien der Firma kaufen könnten und somit den Kurswert nach oben treiben würden. Ein bestehender Anleger profitiert schließlich von diesen Gewinnen. Natürlich stellt all das in erster Linie die Theorie dar und ist somit keineswegs ein Garant für die Praxis.
Wem Aktien dennoch zu riskant sind, hat noch weitere Möglichkeiten, die durchaus in Betracht gezogen werden sollten. Dazu gehören im Speziellen Gold und Immobilien. Auch sie gelten als Sachwerte und damit als weitgehend vor der Inflation geschützt. Natürlich weisen sie ebenfalls nachteilige Aspekte auf. So ist bei Gold nur über verhältnismäßig lange Zeiträume mit nennbaren Kursgewinnen zu rechnen, außerdem liefert dieser beliebte Rohstoff keine Dividenden oder Zinsen. Immobilien wiederum sind aufgrund ihres hohen Kapitalbedarfs nur für eine Minderheit als Investment gedacht. Gibt es also keinerlei wirklich solide Alternative?
Doch – die Antwort lautet ETFs. Diese passiv gemanagten und börsengehandelten Indexfonds sind mit Aktien vergleichbar. Allerdings vereinen sie quasi in einem Topf hunderte von Unternehmen, wodurch das Risiko signifikant minimiert wird. Das Zauberwort lautet in diesem Zusammenhang Diversifikation. Auf der anderen Seite sind sie bereits mit kleinen Summen Geld käuflich erwerbbar und somit auch für diejenigen mit verhältnismäßig wenig Vermögen beziehungsweise Einkommen erschwinglich.
Inflation: Kurzes Fazit
Wie lange die Inflation auf diesem hohen Niveau verharren wird, können wohl selbst die besten Ökonomen nicht mit einhundertprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen. Immerhin können jederzeit unvorhersehbare Ereignisse eintreten, die die bisherigen Prognosen zunichtemachen. Verbraucher sollten sich mit Blick auf den bevorstehenden Winter jedoch lieber auf weiterhin ungewöhnlich hohe Teuerungsraten einstellen.