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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Die Rechtsschutzversicherung ist eine der wenigen Versicherungsarten überhaupt, bei denen sich die Versicherungsnehmer ihren Schutz aus mehreren Bausteinen zusammenstellen können. Es gibt also nicht die eine Rechtsschutzversicherung, sondern in jeder Versicherung dieser Art sind mehrere Bausteine integriert. Viele Verbraucher wissen das allerdings nicht. Dabei ist es sehr sinnvoll, nur die Bausteine in die Versicherung zu integrieren, die auch solche Risiken abdecken, die bei einem selbst persönlich vorhanden sind.

In unserem Beitrag möchten wir näher darauf eingehen, welche Bausteine es in der Rechtsschutzversicherung gibt und welche Risiken dadurch im Detail abgedeckt werden. Ferner gehen wir jeweils Beispiele, in welchen Alltagssituationen der Baustein den richtigen Schutz darstellen kann. Am Ende unseres Beitrages gehen wir noch auf die unterschiedlichen Rechtsarten ein, denn auch darauf sollten Sie beim Abschuss einer Rechtsschutzversicherung achten.

Welche Bausteine gibt es in der Rechtsschutz-Versicherung?

Die weitaus meisten Rechtsschutzversicherungen, die am Markt angeboten werden, bestehen aus mehreren Bausteinen, für die sich Versicherungsnehmer individuell entscheiden können. Für gewöhnlich handelt sich dabei insbesondere um die folgenden vier Bausteine:

  • Privatrechtsschutz
  • Verkehrsrechtsschutz
  • Haus- und Wohnungsrechtsschutz
  • Berufsrechtsschutz

Im Folgenden möchten wir gerne näher auf diese einzelnen Bausteine eingehen. Sie erfahren, welche Risiken im Detail in welchen Bereichen abgesichert sind und wir geben einige Praxisbeispiele, wann dieser Rechtsschutz sinnvoll sein kann.

Privatrechtsschutz: Die Grundlage in der Rechtsschutz-Versicherung

Grundsätzlich übernimmt die Rechtsschutzversicherung in der Regel die Kosten, die im Zusammenhang mit einem Rechtsstreit anfallen. Das sind in erster Linie die folgenden Aufwendungen, die Sie als Betroffener, entweder als Kläger oder Beklagter, haben:

  • Rechtsanwaltskosten
  • Gerichtskosten
  • Kosten für Sachverständige (Gutachten)
  • Auslagen von Zeugen

Diese hauptsächlich anfallenden Kosten werden auch im Rahmen der einzelnen Bausteine dann vom Versicherer übernommen, wenn ein bestimmtes Rechtsgebiet betroffen ist. Faktisch die Grundlage einer jeden privaten Rechtsschutzversicherung ist normalerweise der Baustein Privatrechtsschutz.

Hier sind es insbesondere Rechtsstreitigkeiten, die im Alltag und somit im Freizeitbereich entstehen können, die durch den Privatrechtsschutz abgedeckt sind. Typische Beispiele, in denen dieser Rechtsschutz Baustein greift, sind:

  • Erbauseinandersetzungen
  • Probleme mit Finanzämtern
  • Probleme beim Online-Shopping
  • Probleme mit einem Reiseveranstalter
  • Schadensersatzansprüche gegen Ärzte
  • Rechtsstreitigkeiten im Sport- und Freizeitbereich

Es geht beim Privatrechtsschutz also im Grunde um den gesamten Alltag und den privaten Bereich, wo immer wieder Streitigkeiten auftreten können. Nehmen wir zum Beispiel an, dass Sie in Ihrer Freizeit Eishockey spielen und aufgrund eines extrem harten und unangemessenen Fouls einen Bänderriss im Knie erleiden. Nun möchten Sie vom Verursacher ein Schmerzensgeld haben, welches dieser jedoch nicht zu zahlen bereit ist. In einem solchen Fall würde vermutlich eine Abdeckung durch die Rechtsschutzversicherung bestehen, wenn Sie sich für den Baustein Privatrechtsschutz entschieden haben.

Bausteine Verkehrs-Rechtsschutz: Rechtsstreitigkeiten ursächlich im Straßenverkehr

Nicht wenige Experten halten den Baustein Verkehrsrechtsschutz sogar für den wichtigsten, weil tatsächlich sehr viele Ursachen für Rechtsstreitigkeiten im Straßenverkehr zu finden sind. Täglich sind in Deutschland mehr als 30 Millionen Menschen auf Schienen, Straßen und anderen Verkehrswegen unterwegs. Insbesondere zwischen Autofahrern kommt es häufig – nicht nur nach Unfällen – zu rechtlichen Auseinandersetzungen.

Ein typisches Beispiel, wann der Verkehrsrechtsschutz greifen würde, ist dann gegeben, wenn Ihnen aufgrund eines Unfalls der Führerschein entzogen werden soll. Möchten Sie sich dagegen – insbesondere mithilfe eines Rechtsanwaltes – wehren, werden Sie vermutlich eine entsprechende Deckungszusage der Rechtsschutzversicherung bekommen. Dann müssen Sie allerdings natürlich diesen Baustein Verkehrsrechtsschutz in Ihrer Rechtsschutzversicherung1Die beste Rechtsschutzversicherung für Sie – https://www.test.de/Rechtsschutzversicherung-im-Vergleich-4776988-0/ – Abgerufen am 23.10.22integriert haben. Aber auch Gutachten von Sachverständigen, die häufig bei Verkehrsunfällen notwendig sind, werden für gewöhnlich von der Rechtsschutzversicherung übernommen.

Baustein Haus- und Wohnungs-Rechtsschutz: Oft als Mietrecht bezeichnet

Ein dritter Bausteinen, den ebenfalls nahezu alle Rechtsschutzversicherer offerieren, ist der sogenannte Haus- und Wohnungsrechtsschutz. Mitunter wird dieser alternativ auch als Mietrechtsschutz bezeichnet. In diesem Fall geht es darum, dass solche Rechtsstreitigkeiten durch die Rechtsschutzversicherung abgedeckt wird, die im Zusammenhang mit Ihrem Immobilieneigentum oder einer Mietwohnung stehen. Das gilt zum Beispiel auch für Eigentümergemeinschaften, die sich eventuell im Hinblick auf eine Maßnahme nicht einigen können, sodass bereits in dem Fall Rechtsschutz in Anspruch genommen wird.

Ein klassisches Beispiel, wann die Rechtsschutzversicherung mit dem Baustein Haus- und Wohnungsrechtsschutz greift, betrifft Jahr für Jahr viele Mieter. Es geht dann um eine Kündigung des Mietverhältnisses durch den Vermieter, die aus Sicht des Mieters nicht rechtens ist. In einem solchen Fall erhalten Sie für gewöhnlich eine Deckungszusage von Ihrer Rechtsschutzversicherung, müssen dafür aber den Baustein Haus- und Wohnungsrechtsschutz bzw. Mietrechtsschutz mit integriert haben.

Baustein Berufsrechtsschutz: Meistens nur für Arbeitnehmer interessant

Ein vierter Baustein, den Sie so ebenfalls in fast jeder Rechtsschutzversicherung wählen können, nennt sich Berufsrechtsschutz. Hier geht es vor allen Dingen um folgenden Vorkommnisse, die in der Praxis zu Rechtsstreitigkeiten führen können:

  • Kündigung
  • Abmahnung
  • Mobbing
  • Schlechte Arbeitsbedingungen

Insbesondere eine Kündigung seitens des Arbeitgebers führt in vielen Fällen zu einem Rechtsstreit, denn nur selten sind die betroffenen Arbeitnehmer in vollem Umfang damit einverstanden, dass das Arbeitsverhältnis beendet wird. Das gilt in besonderem Umfang für fristlose Kündigungen, da dort in aller Regel ein triftiger Grund vorliegen muss, der naturgemäß vom Arbeitnehmer nicht unbedingt als solcher angesehen wird. Aber auch in anderen Bereichen greift der Berufsrechtsschutz, wenn zum Beispiel der Arbeitgeber aus Ihrer Sicht gegen Vorschrift verstößt oder Sie zu schlechte Arbeitsbedingungen haben.

Empfehlenswert ist der Baustein Berufsrechts daher im Prinzip ausschließlich für abhängig Beschäftigte, also vor allem für die folgenden Personengruppen:

  • Arbeiter
  • Angestellte
  • Beamte
  • Auszubildende
  • Studenten mit Nebenjob
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In der Rechtsschutzversicherung gibt es mindestens vier Bausteine, die Sie wählen können. Diese decken die wichtigsten Bereich des alltäglichen Lebens ab, in denen es zu Rechtsstreitigkeiten kommen kann. So können Sie sich Ihren individuellen Schutz zusammenstellen.

Auf die unterschiedlichen Rechtsarten achten

Rechtsschutzversicherung anpassen - diese Bausteine können Sie nutzen

Bei der Rechtsschutzversicherung ist es nicht nur wichtig, sich für die passenden Bausteine zu entscheiden. Ferner sollten Sie darauf achten, welche Rechtsarten überhaupt durch die Versicherung abgedeckt sind. Was aber sind Rechtsarten überhaupt? Je nachdem, welchen Anlass es für einen Rechtsstreit gibt und warum dieser im Detail entsteht, sind unterschiedliche Rechtsfelder oder auch Rechtsarten betroffen.

Haben Sie zum Beispiel Ärger mit dem Finanzamt und sollen einen aus Ihrer Sicht eine zu hohen Nachzahlung vornehmen, würde das unter die Rechtsart Steuerrecht fallen. Sie müssen in dem Fall also darauf achten, dass innerhalb des Bausteins Privatrechtsschutz auch das Steuerrecht mit abgedeckt wird.

Auf dieser Grundlage existieren noch eine Reihe weiterer Rechtsarten, die Bestandteil der Rechtsschutzversicherung sein können und es meistens auch sind, nämlich:

  • Strafrecht
  • Vertrags- und Sachenrecht
  • Ordnungswidrigkeiten
  • Prozessrecht
  • Sozialrecht

Hier sollten Sie wiederum individuell entscheiden, welche Rechtsarten für Sie persönlich von Bedeutung sind. Mit am wichtigsten ist sicherlich auch das Strafrecht, denn es kann immer passieren, dass Sie zum Beispiel einer Straftat bezichtigt werden, die Sie nicht begangen haben. Dann jedoch müssen Sie sich vor Gericht wehren können, sodass die Rechtsart Strafrecht durchaus ein sehr wichtiger und sinnvoller Bestandteil innerhalb der Rechtsschutzversicherung ist.

Einzelne Bausteine verursachen jeweils Kosten

Es dürfte klar sein, dass die Rechtsschutzversicherung in der Summe umso teuer wird, desto mehr Bausteine Sie integrieren. So zahlen Sie beispielsweise für eine Rechtsschutzversicherung – je nach Tarif und Anzahl der Versicherten – mit allen vier genannten Bausteinen durchschnittlich einen Jahresbeitrag zwischen 250 und 500 Euro. Sie müssen also durchaus im Einzelfall überlegen, ob der entsprechende Baustein wirklich nötig ist oder Sie auf diesem Rechtsgebiet eher ein geringeres Risiko haben, sodass Sie auf den entsprechenden Baustein auch gut verzichten können.

Wenn Sie zum Beispiel täglich – sei es privat oder beruflich – mit Ihrem Auto unterwegs sind, ist der Verkehrsrechtsschutz durchaus empfehlenswert. Dann besteht naturgemäß ein höheres Risiko, dass Sie in einen Unfall verwickelt sind oder es zu anderen Vorkommnissen Straßenverkehr kommt, sodass eine Rechtsstreitigkeit entsteht. Wenn Sie hingegen vielleicht schon Rentner sind und Ihr Fahrzeug nur einmal in der Woche benutzen, können Sie durchaus darüber nachdenken, auf den Baustein Verkehrsrechtsschutz zu verzichten.

Gleiches gilt im Hinblick auf den Berufsrechtsschutz. Nicht wenige Arbeitnehmer sind zum Beispiel schon seit Jahrzehnten beim gleichen Arbeitgeber beschäftigt, sodass auch hier das Risiko eher gering ist, dass es einmal aus beruflichen Gründen zu Rechtsstreitigkeiten kommt. Wechseln Sie hingegen den Arbeitgeber relativ häufig oder sind noch recht neu in Ihrem Job, kann dieser Baustein Berufsrechtsschutz durchaus sinnvoll sein.

Auf diese Weise finden Sie im Prinzip bei fast allen Bausteinen die Möglichkeit, eine individuelle Abwägung zu treffen. Lediglich der Privatrechtsschutz sollte im Grunde immer vorhanden sein, denn dafür gibt es einfach zu viele Gefahrensituationen und Risiken, die zu einem Rechtsstreit führen können. Zudem bieten die meisten Rechtsschutz-Versicherer gar keine Rechtsschutzversicherung an, ohne dass der Privatrechtsschutz faktisch als Grundlage gewählt wird oder zu wählen ist.

Fazit zu den Bausteinen der Rechtsschutzversicherung

Abschließend können wir festhalten, dass es ein Vorteil der Rechtsschutzsicherung ist, dass sie dort mit mehreren Bausteinen Ihren individuellen Schutz zusammenstellen können. Sie sollten allerdings sorgfältig prüfen, welcher Baustein für Sie ein mögliches Risiko sinnvoll abdecken kann. Viele Versicherte entscheiden sich zum Beispiel für die Kombination aus Privat- und Verkehrsrechtsschutz, weil dort die meisten Rechtsstreitigkeiten entstehen und auch alltägliche Risiken abgesichert werden. Berufs- und Wohnungsrechtsschutz sind eher eine individuelle Entscheidung und es hängt auch von Ihrem Sicherungsbedürfnis ab, ob Sie diese Bausteine mit in den Schutz einschießen möchten.

Quellen & Verweise[+]