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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Eine Festgeldanlage ist auch in Zeiten niedriger Zinsen für viele Anleger interessant, weil das Festgeld mit einer hohen Sicherheit verbunden ist. Immerhin gibt es zumindest bei etwas längeren Laufzeiten ein wenig höhere Zinsen, als es bei kurzen Laufzeiten der Fall ist. Auf der anderen Seite müssen Anleger allerdings bedenken, dass sie ihr Kapital fest für die gewählte Laufzeit und damit Festlegedauer binden. Aus diesem Grund möchten wir im Beitrag darauf eingehen, wie Sie persönlich beim Festgeld die für Sie optimal passende Laufzeit finden.

Bank muss keine vorzeitige Verfügung zu lassen

Eine Besonderheit besteht beim Festgeld als Termineinlage darin, dass die Bank nicht dazu verpflichtet ist, während der vereinbarten Laufzeit eine vorzeitige Verfügung zuzulassen. Das bedeutet, dass wenn Sie das Festgeld zum Beispiel für einen Zeitraum von drei Jahren abgeschlossen haben, die Bank Ihnen nicht gestatten muss, dass Sie zum Beispiel bereits nach zwei Jahren das Guthaben auf dem Festgeldkonto abheben wollen.

In der Praxis weigern sich die Kreditinstitute allerdings meistens dennoch nicht, einer vorzeitigen Verfügung zuzustimmen. Dies geschieht allerdings fast ausschließlich unter der Voraussetzung, dass dann Vorschusszinsen für die verfrühte Verfügung berechnet werden dürfen. Anspruch haben Sie darauf allerdings nicht. Sollte sich die Bank also quer stellen, kann es sein, dass Sie tatsächlich bis zum Ende der vereinbarten Laufzeit warten müssen, bis Sie Ihr Geld von Festgeldkonto verfügen dürfen.

Welche Laufzeiten bieten die Banken an?

Je nach Kreditinstitut gibt es bei der Festgeldanlage unterschiedliche Laufzeiten, zwischen denen sich die Anleger entscheiden können. Typische Zeiträume, innerhalb derer das Guthaben auf dem Termingeldkonto festgelegt ist, sind unter anderem:

  • 1 Monat
  • 1 Jahr
  • 2 Jahre
  • 5 Jahre

Die meisten Banken bieten mittlerweile innerhalb einer Spanne flexible Anlagezeiträume an. Dabei bewegt sich der Rahmen in aller Regel zwischen 30 Tagen und mehreren Jahren. Sie können Ihr Geld auf dem Festgeldkonto also zum Beispiel sowohl für lediglich drei Monate als auch für drei Jahre anlegen.

Festlegedauer wirkt sich auf Zinssatz aus

In Verbindung mit der von Ihnen gewählten Festlegedauer steht auch der Zinssatz, den die Bank Ihnen zahlt. Dabei gilt meistens, dass Sie für einen längeren Zeitraum auch einen höheren Zinssatz bekommen. Anders ausgedrückt: Die kontoführende Bank zahlt Ihnen für eine Festlegedauer von drei Jahren einen höheren Zins als für eine Anlagedauer von lediglich drei Monaten.

Auf der einen Seite erhalten Sie also bei längeren Zeiträumen höhere Zinsen. Auf der anderen Seite müssen Sie natürlich überlegen, wie sich die Zinssätze in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln könnten. Jetzt zum Beispiel rechnen die Experten eher mit zukünftig steigenden Zinsen1So finden Sie die besten Zinsen – https://www.test.de/Festgeldvergleich-Die-besten-Zinsen-4196084-0/ – Abgerufen am 09.10.22 auf dem Tages- und dem Festgeldkonto. Daher wäre es momentan nicht besonders ratsam, dass Sie Ihr Geld auf dem Festgeldkonto zum Beispiel für mehrere Jahre binden. Sie fixieren sich dann nämlich auch an den zugesagten Zinssatz, selbst wenn es am Markt deutliche Zinssteigerungen geben sollte.

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Bevor Sie sich für eine Laufzeit beim Festgeld entscheiden, sollten Sie daran denken, dass davon auch der Ihnen angebotene Zinssatz abhängig ist. Die besten Zinssätze erhalten Sie bei langen Laufzeiten von beispielsweise fünf oder mehr Jahren.

Wie lange kann oder möchte ich mein Kapital entbehren?

Festgelder mit unterschiedlichen Laufzeiten - wie Sie die beste Anlagedauer wählen

Um möglichst die zu Ihnen am besten passende Laufzeit zu finden, ist es wichtig, dass Sie sich eine Frage stellen: Wie lange kann oder möchte ich mein Kapital, welches sich dann als Guthaben auf dem Festgeldkonto befindet, überhaupt entbehren? Wenn Sie das Geld zum Beispiel in spätestens drei Jahren wieder benötigen, macht es natürlich keinen Sinn, dass Sie sich für eine Anlagedauer auf dem Festgeldkonto von fünf Jahren entscheiden. Das Problem besteht allerdings darin, dass viele Anleger oft gar nicht wissen, wann sie das Geld zukünftig benötigten könnten.

Unter dieser Voraussetzung ist es ratsam, dass Sie eine Diversifikation vornehmen. Sie könnten dann zum Beispiel nicht Ihr gesamtes Vermögen auf dem Festgeldkonto deponieren, sondern anteilig in andere Anlageformen investieren, bei denen eine deutlich schnellere Verfügbarkeit als beim Festgeld gegeben ist. Dabei kann es sich zum Beispiel um die folgenden Anlageprodukte handeln:

Im Grunde sind es lediglich der Sparbrief auf der einen und Termingelder auf der anderen Seite, bei denen Sie Ihr Kapital tatsächlich für einen längeren Zeitraum binden. Wenn Sie Ihr Vermögen sehr sicher anlegen möchten, sodass zum Beispiel Fonds oder Aktien nicht infrage kommen, könnten Sie zumindest einen Teil auf dem Tagesgeldkonto deponieren. Dadurch würde gewährleistet, dass Sie diesen Betrag jederzeit und ohne vorherige Kündigung abrufen können.

Was ist die passende Festlegedauer für mich?

Wie Sie in unserem bisherigen Beitrag erfahren, hängt es von mehreren Faktoren ab, welches die für Sie persönlich beste Laufzeit bei einer Festgeldanlage ist. Noch einmal kurz zusammengefasst sollten Sie sich unbedingt die folgenden Fragen stellen, um der Antwort etwas näher zu kommen, welche Festlegedauer am besten zu Ihren Zielen und Vorstellungen passen:

  1. Wann benötige ich das angelegte Kapital wieder?
  2. Reicht mir die angebotene Rendite auf Dauer aus?
  3. Wie werden sich die allgemein Kapitalmarktzinsen vermutlich zukünftig entwickeln?
  4. Macht es Sinn, mein Vermögen auf unterschiedliche Laufzeiten zu splitten?
  5. Kommen noch alternative Geldanlagen mit deutlich schnellerer Verfügbarkeit des Kapitals infrage?

Wenn Sie diese Fragen beantworten kommen, sind Sie jedenfalls ein gutes Stück näher an der Antwort, welche Festlegedauer für Sie beim Termingeld am besten geeignet ist.

Sondervereinbarung mit der Bank als mögliche Option

Zwar sind Kreditinstitute grundsätzlich nicht dazu verpflichtet, eine vorzeitige Verfügung vom Festgeldkonto zuzulassen. Auf der anderen Seite besteht natürlich ein gewisser Ermessens- und Verhandlungsspielraum. Im besten Fall können Sie sich mit der kontoführenden Bank zum Beispiel darauf einigen, dass Sie mindestens die Hälfte des Guthabens jederzeit – wenn auch gegen Zahlung von Vorschusszinsen – frühzeitig vor Ablauf der eigentlichen Anlagedauer verfügen dürfen. Vielleicht lässt sich das Kreditinstitut sogar darauf ein, komplett auf die Vorschusszinsen zu verzichten. Das wäre allerdings der Idealfall, der in der Praxis nicht allzu häufig zutreffen wird.

Mischung aus Tages- und Festgeldkonto als Alternative?

Einige wenige Banken bieten eine Art Mischung aus Tages- und Festgeldkonto an, was durchaus eine Alternative sein kann, wenn Sie sich bezüglich der Anlagedauer nicht ganz sicher sind. Solche Anlagen funktionieren in der Regel so, dass ein Teil des Guthabens – wie beim klassischen Tagesgeldkonto – täglich ohne vorherige Kündigung verfügt werden kann. Der andere Teil des Guthabens liegt hingegen fest, wie es eben charakteristisch für eine Termingeldanlage ist. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt das folgende Beispiel:

  • 30.000 Euro Guthaben: Jederzeit verfügbar
  • 50.000 Euro Guthaben: Anlagedauer drei Jahre

In dem Fall könnten Sie also die 30.000 Euro jederzeit abrufen, während die anderen 50.000 Euro, wie es auf einem Festgeldkonto üblich ist, für drei Jahre nicht verfügt werden dürfen.

Fazit zur Wahl der richtigen Anlagedauer

Grundsätzlich ist es nicht ganz einfach, sich beim Festgeld für die richtige Anlagedauer zu entscheiden. Mehrere Faktoren müssen berücksichtigt werden, insbesondere die vermutlich zukünftige Zinsentwicklung, wie lange Sie Ihr Geld überhaupt entbehren können und ob es für Sie noch alternative Anlageformen gibt. Oftmals ist die Diversifikation der beste Weg, sodass Sie nicht Ihr Gesamtvermögen nur auf dem Festgeldkonto deponieren.

Quellen & Verweise[+]