In Deutschland zahlen Versicherungsnehmer im Durchschnitt rund 1.500 Euro im Jahr an Versicherungsprämien, die für die unterschiedlichen Versicherungen anfallen1Statistisches Bundesamt – https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/02/PD21_065_639.html – abgerufen 28.07.22. Dabei gibt es einige Standardversicherungen, die faktisch jeder Bürger haben sollte. Darüber hinaus existieren am Markt allerdings auch relativ spezielle Versicherungen, die sehr gut geeignet sein können, ebenfalls spezielle Risiken abzusichern. Exakt mit diesen Versicherungen möchten wir uns im folgenden Beitrag näher beschäftigen.
Mehrere Standardversicherungen zum Schutz
Lassen Sie uns kurz auf die Standardversicherungen eingehen, die vom Grundsatz her den meisten und teilweise sogar allen Bürgern zu empfehlen sind. Diese Versicherungen schützen vor Gefahren, die durch allgemeinere Risiken entstehen. Zu den typischen Standardversicherungen, welche dem größten Teil der Bevölkerung zu empfehlen sind, zählen:
- Privathaftpflichtversicherung
- Kfz-Versicherung
- Berufsunfähigkeitsversicherung
- Unfallversicherung
- Hausratversicherung
- Rechtsschutzversicherung
Diese Versicherungen schützen vor allgemeinen Risiken, die im Prinzip nahezu jeder erwachsene Bürger in Deutschland hat. Dies betrifft insbesondere die Privathaftpflichtversicherung, bei der Alltagsrisiken abgedeckt sind. Zudem besitzen die weitaus meisten Menschen in Deutschland ein Auto, sodass zumindest die Kfz-Haftpflichtversicherung vorgeschrieben ist. In einer Mietwohnung oder im eigenen Haus leben die Bundesbürger, sodass eine Hausratversicherung empfehlenswert ist. Ein Unfallrisiko hat ebenfalls jeder, nicht nur Erwachsene, sondern vor allem Kinder. Daher ist auch die private Unfallversicherung empfehlenswert.
Versicherungen gegen individuelle Risiken: ein Überblick
Neben den zuvor erwähnten Standardversicherungen gibt es ferner Versicherungsarten, die speziellere Risiken abdecken. Daher kommt es jeweils auf die individuelle Situation an, ob ein entsprechendes Risiko überhaupt besteht, sodass eine solche Versicherung gewählt werden sollte. Typische Beispiele dafür, welche Spezialversicherungen es am Markt gibt, sind:
- Wohngebäudeversicherung
- Hundehalter-Haftpflicht
- Jagd-Versicherung
- Auslandsreise-Krankenversicherung
- Medienversicherung
- Risikolebensversicherung
- Fahrradversicherung
In den folgenden Abschnitten möchten wir beispielhaft auf diese Versicherungen eingehen, bei denen spezielle Risiken abgesichert werden, die so nicht jeder Bürger hat.
Wohngebäudeversicherung: Wichtig für alle Immobilieneigentümer
Eine Versicherung betrifft momentan etwa 47 Prozent aller Bundesbürger, nämlich die Wohngebäudeversicherung. Etwas mehr als die Hälfte aller Menschen wohnen in Deutschland zu Miete, besitzen also kein eigenes Wohneigentum. Daraus resultiert, dass der entsprechende Vermieter dafür verantwortlich ist, eventuelle Schäden an der Immobilie zu tragen und sich dementsprechend über eine Wohngebäudeversicherung abzusichern. Mieter hingegen müssen in der Form lediglich eine Hausratversicherung besitzen.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es sich bei der Wohngebäudeversicherung um eine äußerst wichtige Versicherungsart für alle Eigentümer von Häusern oder Wohnungen handelt. Abgedeckt werden vor allen Dingen Risiken, die zu einer Beschädigung oder sogar zur Zerstörung der Immobilie führen können. Das sind insbesondere:
- Sturm
- Brand, Feuer und Explosion
- Hagel
- Vandalismus
- Wasserrohrbruch
Darüber hinaus ist es meistens sinnvoll, in die Wohngebäudeversicherung eine Elementarschadenversicherung einzubinden. Dort sind zusätzlich Schäden abgesichert, die insbesondere durch Erdrutsch, Lawinen, Überschwemmungen oder sonstige Naturereignisse entstehen. Ohne eine solche Wohngebäudeversicherung würden Sie als Immobilieneigentümer ein existenzielles Risiko eingehen, denn wer kann schon das eigene Haus im schlimmsten Fall neu bezahlen.
Hundehalter-Haftpflicht: Empfehlenswert für alle Hundehalter
Von einer weiteren, ebenfalls spezielleren Versicherung, sind momentan knapp acht Millionen Bürger betroffen. Dabei handelt es sich um sämtliche Hundehalter, die ein eigenes Tier im Haus haben. Im Gegensatz zu anderen Kleintieren, insbesondere Katzen, Meerschweinchen oder Hamster, sind Risiken, die durch einen Hund bestehen, nämlich nicht über die Privathaftpflicht-Versicherung abgedeckt. Das bedeutet, dass der Hund im Haus ein zusätzliches Risiko darstellt. So könnte er zum Beispiel eine andere Person beißen und es würde entsprechend ein Schaden entstehen. Schadenersatzpflichtig ist in dem Fall immer der Hundehalter.
Aus dem Grund ist die Hundehalter-Haftpflichtversicherung für Hundebesitzer prinzipiell nahezu genauso wichtig wie für alle Bürger die Privathaftpflichtversicherung. In manchen Bundesländern und für manche Hunderassen ist es sogar vorgeschrieben, eine solche Hundehaftpflichtversicherung zu haben. Sie deckt im Prinzip sämtliche Schäden ab, die durch den Hund an anderen Personen oder Gegenständen verursacht werden können. Im schlimmsten Fall können solche Schäden leicht einen fünf- bis sechsstelligen Betrag einnehmen, wenn der Hund zum Beispiel auf die Fahrbahn läuft und dadurch einen Verkehrsunfall entsteht.
Jagdhaftpflicht-Versicherung: Vorgeschrieben für Jäger
Eine ebenfalls spezielle Versicherung ist die Jagdhaftpflicht. Es handelt sich dabei um eine für Jäger vorgeschriebene Haftpflichtversicherung, die solche Risiken abdeckt, die eben durch die Jagd auf Wild entstehen können. Versichert ist zum Beispiel ein versehentlicher Fehlschuss des Jägers, wenn statt des anvisierten Wildes ein herumlaufender Hund getroffen wird. Solche und andere Risiken, die im Zusammenhang mit der Jagd stehen, werden durch die Jagdhaftpflicht-Versicherung abgedeckt. Sie funktioniert daher ähnlich, wie es bei der Privathaftpflicht-Versicherung der Fall ist.
Auslandskrankenversicherung: Empfehlenswert für Aufenthalte im Ausland
Eine weitere Versicherung, die grundsätzlich nicht zu den Hauptversicherungsarten zählt, ist die Auslandskrankenversicherung. Diese wird allerdings dennoch jedes Jahr millionenfach genutzt, nämlich insbesondere von Geschäfts- und Urlaubsreisenden. Wenn Sie Ihren nächsten Urlaub im Ausland planen, ist eine solche zusätzliche Krankenversicherung definitiv empfehlenswert. Zwar gibt es innerhalb der EU die Vereinbarung, dass im Prinzip auch Behandlungskosten im Ausland von der deutschen, gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden. Oftmals bezieht sich das allerdings nicht auf die kompletten Behandlungskosten und manchmal verlangen im Ausland die entsprechenden Ärzte auch den Nachweis einer privaten Krankenversicherung.
Vor diesem Hintergrund ist die Auslandskrankenversicherung definitiv empfehlenswert, wenn Sie sich außerhalb von Deutschland für einen etwas längeren Zeitraum aufhalten. Zudem ist die Versicherung vergleichsweise günstig, denn die Kosten betragen meistens – je nach Dauer des Aufenthaltes – zwischen 15 bis 50 Euro (einmalig). Oftmals sind in einer solchen Auslandsreisekrankenversicherung auch Risiken abgedeckt, die von der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland nicht übernommen werden. Dazu können zählen:
- Bergungskosten
- Hochwertigere Diagnosen und Behandlungen
- Stationärer Aufenthalt im Ein- oder Zweibettzimmer
- Krankenrücktransport
Da es natürlich unterschiedliche Versicherungsvarianten in dieser Rubrik am Markt gibt, ist ein Vergleich der Angebote dringend zu empfehlen. Sie sollten dabei nicht nur auf den Preis, sondern ebenfalls auf die angebotenen Leistungen achten.
Medienversicherung: Sinnvoll höchstens für hochwertigere Geräte
Nicht alle Spezialversicherungen sind durchweg sinnvoll. In die Rubrik der spezielleren Versicherungen, die Sie auf jeden Fall kritisch hinterfragen sollten, fallen unter anderem sogenannte Elektronikversicherungen. Diese werden oftmals alternativ als Medienversicherungen bezeichnet. In diese Rubrik gehören Versicherungen, die sich auf unterschiedliche Mediengeräte beziehen, insbesondere:
- TV-Geräte
- Desktop PC oder Laptop
- Smartphone
In fast allen Fällen sind durch diese entsprechenden Versicherungen bestimmte Risiken abgedeckt, wie zum Beispiel ein versehentliches Fallenlassen des Gerätes, eine andere, physische Beschädigung oder unter Umständen auch die Fehlbedienung und ein daraus resultierende Schaden. Das Problem solcher Elektronikversicherungen ist allerdings häufiger, dass manchmal gerade die typischen und am häufigsten eintretenden Schadensursachen nicht berücksichtigt werden oder als entsprechende Einschränkungen gibt.
Ohnehin macht aus unserer Sicht eine Medienversicherung nur bei hochwertigeren Geräten wirklich Sinn. Unangebracht wäre es zum Beispiel, wenn Sie für Ihr gekauftes Smartphone im Gegenwert von vielleicht noch 100 Euro eine solche Versicherung abschließen. Es gilt demnach, hier besonders auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis der entsprechenden Versicherung zu achten.
Risikolebensversicherung: Absicherung der Angehörigen im Todesfall
Eine relativ bekannte und weiter verbreitete Versicherung ist die Risikolebensversicherung. Dennoch ist diese nicht in den Bereich der Standardversicherungen für Jedermann einzuordnen, weil eben für nicht alle Bundesbürger diese Versicherung empfehlenswert ist. Es geht im Wesentlichen darum, dass Angehörige nach dem eigenen Tod finanziell abgesichert werden. Dies geschieht bei der Risikolebensversicherung dadurch, dass nach dem Tod des Versicherungsnehmers eine vereinbarte Versicherungssumme an einen Begünstigten ausgezahlt wird.
Aus diesem Grund macht die Risikolebensversicherung natürlich nur für Menschen Sinn, die zum einen nähere Angehöriger haben, wie zum Beispiel Ehepartner oder/und Kinder. Zum anderen ist die Risikolebensversicherung auch nur dann empfehlenswert, wenn diese Angehörigen nicht finanziell ausreichend auf eigenen Füßen stehen, sondern zumindest teilweise vom Einkommen des Versicherungsnehmers leben. Durch den Wegfall des Einkommens nach dem Tod würde demnach eine finanzielle Lücke entstehen, die über die Risikolebensversicherung abgedeckt werden kann. Zwar wird der Sinn und Nutzen häufig von Versicherungsanbietern etwas breiter definiert, aber im Grunde ist die Risikolebensversicherung nur unter den zuvor genannten Voraussetzungen wirklich zu empfehlen.
Fahrradversicherung: Sinnvoll bei hochwertigen Fahrrädern
Eine ebenfalls etwas speziellere Versicherung ist die Fahrradversicherung. Viele Bundesbürger werden diese deshalb nicht benötigen, weil zum Beispiel Fahrraddiebstahl für gewöhnlich über die Hausratversicherung abgedeckt ist. Dies gilt zumindest unter der Voraussetzung, dass der Drahtesel entweder in einem verschlossenen Raum stand oder mit einem eigenen Schloss gesichert wurde. In der Regel sind Fahrräder über die Hausratversicherung allerdings nur bis zu bestimmten Gegenwert versichert.
Das wiederum bedeutet, dass Sie bei hochwertigeren Fahrrädern eventuell einen Eigenanteil am Schaden tragen müssten. Unter dieser Voraussetzung kann eine spezielle Fahrradversicherung eine sinnvolle Option sein. Hier gilt es allerdings unbedingt, die verschiedenen Angebote am Markt zu prüfen, da sich die Leistungen zum Teil deutlich unterscheiden können. So sollten Sie vor dem Abschluss einer Fahrradversicherung zum Beispiel auf die folgenden Inhalte achten:
- Versicherungsprämie
- Eventuelle Höchstversicherungsbeträge
- Welche Risiken sind im Detail versichert?
- Gilt die Versicherung auch im Ausland?
- Sind bestimmte Voraussetzungen an den Versicherungsfall geknüpft, wie zum Beispiel Nutzung eines bestimmten Sicherheitsschlosses?
Experten raten meistens dazu, unter der Voraussetzung über eine Fahrradversicherung nachzudenken, dass der aktuelle Wert des Drahtesels bei mindestens 500 bis 1.000 Euro liegt. Dies wird für immer mehr Fahrtbesitzer zutreffen, denn heutzutage sind vor allem Elektroräder und Pedelecs in Mode, die in den meisten Fällen ein höheren drei- bis vierstelligen Wert haben.
Fazit: Speziellere Versicherungen auf Bedarf hin prüfen
Neben den großen Standard-Versicherungen gibt es speziellere Versicherungsarten, die im Fall eines Falles ebenfalls sinnvoll sein können. Gerade bei den Spezialversicherungen ist es allerdings wichtig, den eigenen Bedarf zu hinterfragen. Manchmal sind die versicherten Risiken kaum oder gar nicht existent, sodass es sich letztendlich um eine überflüssige Versicherung handeln würde.
Manch spezielle Versicherung ist allerdings sogar vorgeschrieben, wie zum Beispiel die Jagdhaftpflicht oder unter bestimmten Umständen auch die Hundehalter-Haftpflicht. Andere Versicherungen sind äußerst wichtig und dringend zu empfehlen, wie zum Beispiel die Wohngebäudeversicherung oder auch die Grundbesitzerhaftpflicht für sämtliche Immobilieneigentümer.
Quellen & Verweise