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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Selbstständige, Freiberufler und Unternehmen benötigen in der Praxis stets ein Geschäftskonto. Dabei handelt es sich um ein Girokonto, welches von den Banken zur Verfügung gestellt wird. Grundsätzlich zählen Girokonten zu den teuersten Bankkonten, ausgenommen natürlich Kredite. Gerade deshalb ist es für Geschäftskunden umso wichtiger, die Angebote zu vergleichen, um an ein möglichst günstiges Geschäftskonto zu gelangen. Dafür wiederum sollten Kunden allerdings wissen, worauf sie im Hinblick auf die Kosten achten sollten.

Der größte Kostenfaktor beim Geschäftskonto sind normalerweise die Kontoführungsgebühren. In den Zusammenhang ist ein Vergleich allerdings nicht ganz so einfach, weil die Kreditinstitute teilweise unterschiedliche Gebührenmodelle auch im Bereich der Geschäftskonten nutzen. Welche Modelle das sind und worauf Sie beim Vergleich noch achten sollten, das erfahren Sie in unserem Beitrag.

Geschäftskonto: Unterschiedliche Gebührenmodelle der Banken im Überblick

Lassen Sie uns zunächst einen Überblick darüber geben, welche gängigen Gebührenmodelle es im Bereich der Geschäftskonten gibt. Grundsätzlich handelt es sich dabei übrigens um ganz ähnliche Modelle, wie sie von Banken auch bei Privatgirokonten offeriert werden. Über 80 Prozent der von Banken angebotenen Gebührenmodelle lassen sich einer der folgenden drei Gruppen zuordnen:

  1. Monatliche Grundgebühr
  2. Grundgebühr + Buchungsposten Einzelabrechnung
  3. Buchungsposten Einzelabrechnung

Gehen wir nun im Detail etwas näher darauf ein, was sich hinter den entsprechenden Gebührenmodelle der Banken verbirgt.

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Vor dem Vergleich der Angebote im Bereich Geschäftskonto sollten Sie wissen, dass Banken teilweise unterschiedliche Gebührenmodelle nutzen. Sie sollten daher möglichst gut einschätzen können, wie viele Buchungen Sie pro Monat in etwa haben werden.

Gebührenmodell 1: Monatliche Grundgebühr für das Geschäftskonto

Das erste Gebührenmodell ist faktisch eine Art Flatrate. Damit ist im Detail gemeint, dass die Bank eine monatliche Grundgebühr veranschlagt und dort alle, gewöhnlichen Leistungen enthalten sind. Das bedeutet, dass nicht jeder einzelne Buchungsposten abgerechnet wird, sondern alle möglichen Ein- und Ausgänge auf dem Geschäftskonto in der Grundgebühr enthalten sind. Es wird also immer eine monatliche Grundgebühr von beispielsweise 30 Euro berechnet, unabhängig davon, ob es in einem Monat 200 oder 350 Buchungsposten gab.

Geeignet ist dieses Gebührenmodell insbesondere für Geschäftskunden, die relativ vielen Buchungsposten haben. Normalerweise ist der monatliche Grundpreis inklusive aller Buchungsposten dann ab einer gewissen Anzahl von Buchungen günstiger, als wenn jede einzelne Buchung abgerechnet wird. Darauf gehen wir allerdings später im Vergleich noch etwas näher ein, wenn wir nämlich anhand eines Beispiels die verschiedenen Gebührenmodelle gegenüberstellen.

Gebührenmodell 2: Mischung aus Grundgebühr und Abrechnung der Buchungsposten

Ein zweites Gebührenmodell der Banken beinhaltet ebenfalls eine monatlich zu zahlende Grundgebühr. Im Unterschied zum ersten Modell deckt diese allerdings nicht alle Leistungen bzw. Buchungsposten in unbegrenzter Anzahl ab. Stattdessen funktioniert dieses Gebührenmodell bei Geschäftskunden so, dass zum Beispiel in der Grundgebühr die ersten 50 Buchungsposten im Monat abgedeckt sind. Jeder weitere Buchungsposten, der darüber hinaus anfällt, wird dann separat berechnet. Ein derartiges Gebührenmodell könnte demnach so aussehen, dass Sie zum Beispiel zum einen pro Monat eine Grundgebühr von 15 Euro zahlen und ab dem 51. Buchungsposten dann je weiterer Buchung einen Einzelpreis in Höhe von 0,50 Euro.

Geeignet ist dieses Gebührenmodell insbesondere für solche Geschäftskunden, die möglichst flexibel bleiben möchten und von Monat zu Monat stärker schwankende Buchungsposten haben, was deren Anzahl angeht. Im Idealfall bleiben Sie mit der Anzahl der Buchung natürlich immer in dem Rahmen, bei dem die Grundgebühr noch greift. In unserem Beispiel würde das bedeuten, dass Sie möglichst nicht mehr als 50 Buchungsposten im Monat haben, denn dann würden Sie außer der monatlichen Grundgebühr keine weiteren Kosten tragen.

Gebührenmodell 3: Einzelabrechnung jedes Buchungspostens

Das dritte Gebührenmodell, welches Banken auch für ein Geschäftskonto nutzen, ist mit keiner festen Grundgebühr versehen. Stattdessen wird jeder Buchungsposten einzeln abgerechnet. Wenn Sie also beispielsweise in einem Monat 50 Ein- und Ausgänge auf dem Geschäftskonto haben, dann wird zum Beispiel pro Buchung ein Betrag von 0,40 Euro berechnet. Eine Grundgebühr gibt es in dem Fall nicht. Dieses dritte Gebührenmodell eignet sich insbesondere für Kunden, die relativ wenige Buchungen pro Monat haben. Dann kann die Einzelabrechnung tatsächlich günstiger als eine Grundgebühr sein, in der viele oder alle Buchungen enthalten sind.

Welches Gebührenmodell ist für mich am günstigsten?

Geschäftskonto Gebührenmodelle - diese unterschiedlichen Kostenmodelle gibt es

Diese Frage lässt sich pauschal leider nicht beantworten. Dafür müssen Sie nämlich wissen, wie viele Buchungen Sie in etwa monatlich auf Ihrem Geschäftskonto haben werden. Wir in vorherigen Abschnitt bereits erläutert haben, hängt es sehr stark von der durchschnittlichen Anzahl der Buchungen ab, ob Gebührenvariante 1, 2 oder 3 für Sie die günstigste Option darstellen. Darüber hinaus kommt es natürlich auf die einzelnen Gebühren der Banken an, die voneinander in größeren Teilen abweichen können.

Es führt also im Grunde kein Weg daran vorbei, dass Sie mit Ihren eigenen Zahlen die unterschiedlichen Gebührenmodelle einmal durchrechnen. Für unser Beispiel heißt das, dass die Ihre realistische Anzahl von Buchungsposten pro Monat in die entsprechenden Gebührenmodelle einsetzen und dann auf diese Weise herausfinden, mit welchem Gebührenmodell Sie bei Ihrem Geschäftskonto am besten fahren würden.

Wie das in der Praxis funktionieren kann, möchten wir jetzt anhand einer Beispielrechnung zeigen.

Beispielrechnungen zu den drei verschiedenen Gebührenmodelle

Die drei unterschiedlichen Gebührenmodelle1Günstiges Girokonto – https://www.test.de/Girokonto-im-Test-5069390-0/ – Abgerufen am 11.09.22, die von Banken im Bereich Geschäftskonto häufig angeboten werden, haben wir zuvor bereits erläutert. Jetzt möchten wir anhand eines Beispiels vergleichen, welches der drei Modelle bei einer vorgegebenen Anzahl von Buchungsposten die günstigere Variante ist. Dazu nehmen wir an, dass Sie pro Monat auf Ihrem Geschäftskonto durchschnittlich 80 Buchungen haben. Dementsprechend ergeben sich bei den jeweiligen Gebührenmodellen die folgenden Werte:

Gebührenmodell 1

Grundgebühr pro Monat: 25 Euro

Gesamtkosten pro Monat: 25 Euro

Gebührenmodell 2

Grundgebühr pro Monat: 15 Euro (Darin enthaltene Buchungsposten: 50)

Preis für jeden weiteren Buchungsposten: 0,30 Euro

Gesamtkosten pro Monat: 24 Euro

Gebührenmodelle 3

Preis pro Buchungsposten: 0,40 Euro

Gesamtkosten pro Monat: 32 Euro

An diesem Beispiel erkennen Sie, dass unter der Voraussetzung, dass Sie durchschnittlich monatlich etwa 80 Buchungsposten haben, in dem Fall das 2. Gebührenmodell die günstigste Variante darstellt. Hätten Sie hingegen zum Beispiel 150 Buchungsposten, wäre stattdessen das Gebührenmodell 1 die preiswerteste Alternative.

Zinsen für Kontokorrentkredite in den Vergleich mit einbeziehen

Die Kontoführungsgebühren stellen zwar für Unternehmen einen größeren Kostenfaktor dar, insbesondere dann, wenn pro Monat relativ viele Buchungen über das Geschäftskonto laufen. Trotzdem sollten Sie bei einem Vergleich der Angebote keinesfalls die Zinsen vergessen, die Sie für einen vielleicht in Anspruch zu nehmenden Kontokorrentkredit zahlen müssen. Je nachdem, welchen Kreditrahmen Sie auf Ihrem Geschäftskonto durchschnittlich beanspruchen, können die entstehenden Kosten nämlich deutlich höher als die gesamten Kontoführungsgebühren ausfallen. Auch darauf möchten wir in einem folgenden Beispiel etwas näher eingehen.

Nehmen wir dazu an, dass die Bank auf Ihrem Geschäftskonto einen Kontokorrentkredit in Höhe von 20.000 Euro zur Verfügung stellt, was sicherlich für mittelständische Unternehmen kein außergewöhnlich hoher Kreditrahmen ist. Weiter gehen wir davon aus, dass Sie das Geschäftskonto im Durchschnitt mit etwa 8.000 Euro in Anspruch genommen bzw. überzogen haben, natürlich innerhalb der zugesagten Kreditlinie. Bei einem Zinssatz von beispielsweise 9 Prozent würde das bedeuten, dass Sie pro Jahr Sollzinsen in Höhe von durchschnittlich 720 Euro zahlen müssen.

Wenn Sie von einer anderen Bank ein Angebot erhalten, bei dem der Zinssatz für Kontoüberziehungen auf dem Geschäftskonto vielleicht nur sieben statt neun Prozent beträgt, könnten Sie dementsprechend pro Jahr immerhin 160 Euro an Zinsen einsparen. Vor diesem Hintergrund kann eine Bank in der Summe sogar günstiger sein, selbst wenn die Kontoführungsgebühren bei der zweiten Bank vielleicht um 100 Euro höher als bei der ersten ausfallen. Dann hätten Sie im Saldo und unter Einbezug der Inanspruchnahme des Kontokorrentkredites immer noch (im Beispiel) 60 Euro an Kosten eingespart.

Das zeigt, dass Sie bei einem Vergleich der Angebote in der Sparte Geschäftskonto immer die Kontoführungsgebühren auf der einen und die Kontokorrentzinsen auf der anderen Seite betrachten sollten. Ausnahme wäre lediglich, wenn Sie wissen, dass Sie die Kreditlinie auf dem Geschäftskonto nicht in Anspruch nehmen möchten. Dann können Sie sich beim Vergleich natürlich ausschließlich auf die Kontoführungsgebühren und die von uns erläuterten Gebührenmodelle konzentrieren.

Bei Vergleich auch auf Extraleistungen achten

Viele Leistungen, die es rund um das Girokonto gibt, sind bei den meisten Banken in den Kontoführungsgebühren enthalten. Das trifft zum Beispiel auf das Online-Banking inklusive der Online-Überweisungen zu, auf das Bargeld verfügen an Geldautomaten, auf das Erteilen einer Lastschrifteinzugsermächtigung oder auch das Einrichten von Daueraufträgen. Davon abgesehen gibt es allerdings weitere Leistungen, die meistens nicht mit der Kontoführungsgebühren abgedeckt sind, auch nicht bei einer festen Grundgebühr im Monat. Falls Sie solche Extraleistungen häufiger in Anspruch nehmen, sollten Sie auch hier darauf achten, die Kosten mit in den Vergleich einzubeziehen.

Zusatzleistungen, die oftmals nicht durch die Grundgebühr abgedeckt sind, sind zum Beispiel:

  • Rückgabe von Lastschriften
  • Express-Überweisungen
  • Sammelüberweisungen
  • Beleghafte Überweisungen oder Schecks
  • Versand von Kontoauszügen

Durch diese zusätzlichen kostenpflichtigen Leistungen kann es durchaus passieren, dass die Kontoführungsgebühren um jährlich 10 bis 50 Prozent höher ausfallen, als wenn Sie lediglich solche Leistungen im Zusammenhang mit dem Geschäftskonto in Anspruch nehmen, die komplett durch die Grundgebühr abgedeckt sind.

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Beim Vergleich der Angebote im Bereich Geschäftskonto sollten Sie natürlich vor allem auf die Kontoführungsgebühren fünf und die damit zusammenhängenden Gebührenmodelle achten. Ebenfalls wichtig ist allerdings, dass die Zinsen für einen Kontokorrentkredit und eventuelle Kosten für Extraleistungen mitberücksichtigen.

Sind Direktbanken günstiger als Filialbanken?

Wenn Sie grundsätzlich wissen, worauf Sie beim Vergleich der Angebote achten sollten, stellt sich vermutlich die Frage, wie Sie eine besonders günstige Bank finden. In der Regel werden Ihnen bei Direktbanken noch heute etwas günstiger Konditionen als bei Filialbanken angeboten. Zwar lässt dies nicht pauschalieren, aber die Chance ist einfach höher, bei einer Direktbank ein etwas günstigeres Geschäftskonto als bei einer Bank mit Filialnetz vorzufinden.

Ganz besonders günstig sind Geschäftskonten, die ausschließlich online bzw. per App eingerichtet und geführt werden. Dabei handelt es sich oft nicht um gewöhnliche Kreditinstitute als Anbieter, sondern um spezielle Finanzdienstleister. Der Nachteil besteht allerdings darin, dass Sie natürlich den Mitarbeiter bei Problemen nicht in einer Geschäftsstelle aufsuchen können und es in der Regel auch schwerer ist, überhaupt einen Ansprechpartner zu kontaktieren, wie es bei Direktbanken der Fall ist.

Quellen & Verweise[+]

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