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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist eine der ganz wenigen privaten Versicherungen in Deutschland, die gleichsam eine Pflichtversicherung sind. Sämtliche Kfz-Halter, die ihr Fahrzeug im Straßenverkehr führen (lassen), müssen eine Kfz-Haftpflichtversicherung abschließen. Aufgrund des vielfältigen Angebotes ist es äußerst sinnvoll, die verschiedene Versicherer miteinander zu vergleichen. Dabei kommt es vor allem auf die Kosten an, denn im Hinblick auf die Leistungen sind die verschiedenen Kfz-Haftpflichtversicherungen sehr ähnlich bis identisch.

Was ist die Kfz-Haftpflichtversicherung?

Die Kfz-Haftpflichtversicherung fällt in die Gruppe der Autoversicherungen. Hier ist sie eine von drei häufig genutzten Versicherungsarten, nämlich:

  • Kfz-Haftpflichtversicherung
  • Teilkaskoversicherung
  • Vollkaskoversicherung

Bei der Kfz-Haftpflichtversicherung geht es darum, dass der Versicherer solche Schäden reguliert, die an anderen Personen oder Sachen seitens des Versicherungsnehmers schuldhaft verursacht worden sind. Es findet also ausschließlich eine Regulierung von Fremdschäden statt. Sowohl Teilkasko- als auch Vollkaskoversicherung sind hingegen dafür gedacht, dass Schäden am eigenen Fahrzeug des Versicherungsnehmers reguliert werden.

Dass es sich bei der Kfz-Haftpflichtversicherung um eine Pflichtversicherung handelt, hat vor allem damit zu tun, dass Geschädigte nicht unter Umständen auf ihrem finanziellen Schaden sitzen bleiben sollen. Bei weitem nicht jeder Schadensverursacher hat nämlich die Möglichkeit, unter Umständen fünf-, sechs- oder sogar siebenstelligen Beträge im Bereich des Schadenersatzes zahlen. Deshalb ist die Kfz-Haftpflichtversicherung in Deutschland und vielen, anderen europäischen Ländern eine Pflichtversicherung.

Was sind die Aufgaben der Kfz-Haftpflichtversicherung?

Die Kfz-Haftpflichtversicherung hat im wesentlichen zwei Aufgaben, nämlich:

  1. Prüfung und gegebenenfalls Abwehr unberechtigter Schadensansprüche
  2. Regulierung von Schäden

Was viele Versicherungsnehmer nicht wissen: Zunächst einmal prüft die Kfz-Haftpflichtversicherung jeden Schadensersatzanspruch, der an Sie als Kfz-Halter bzw. an die Versicherungsgesellschaft gerichtet wird. Das bedeutet, dass natürlich aus Sicht der Kfz-Haftpflichtversicherung unberechtigte Forderungen auch nicht beglichen werden. Diese Aufgabe ist durchaus nicht zu unterschätzen, denn Sie haben in aller Regel einen finanziellen Nachteil, wenn der Kfz-Haftpflichtversicherer auch nicht berechtigte Forderungen regulieren würde. Dadurch sinken Sie nämlich in der Schadenspreisklasse ab und müssen zukünftig einen höheren Beitrag zahlen.

Die zweite Hauptaufgabe der Kfz-Haftpflichtversicherung besteht dann darin, dass – berechtigte – Schadensersatzansprüche reguliert werden. Im Klartext heißt das, dass ein finanzieller Ausgleich für den Schaden stattfindet. Grundsätzlich werden drei Schadensarten reguliert, nämlich:

  • Personenschäden
  • Sachschäden
  • Vermögensschäden

Mitunter kann es passieren, dass der Schaden zwar gegenüber dem Geschädigten reguliert wird, Sie der Versicherer allerdings in Regress nimmt. Das kommt insbesondere unter der Voraussetzung vor, dass Sie grob fahrlässig oder sogar vorsätzlich gehandelt haben.

Welche Versicherungssumme ist empfehlenswert?

Bei der Kfz-Haftpflicht1Die besten Kfz-Versicherungen 2022 – https://www.handelsblatt.com/kfz-versicherung-vergleich/ – Abgerufen am 08.11.22spricht man weniger von der Versicherungssumme, sondern meistens von einer Deckungssumme. Diese beinhaltet, bis zu welchem Betrag entstandene Schäden überhaupt reguliert werden. Hier sollten Sie definitiv keine zu geringe Summe wählen, denn insbesondere bei Personenbeteiligung sind Schadenssummen im sechs- oder sogar siebenstelligen Bereich nicht unüblich.

Stellen Sie sich nur einmal vor, dass Sie einen Unfall verursachen und der Geschädigte aufgrund dessen dauerhaft berufsunfähig wird. Dann müssten Sie nämlich praktisch den gesamten Einkommensausfall für die nächsten Jahre oder sogar Jahrzehnten übernehmen. Auf der Grundlage kann man sich leicht vorstellen, dass die Summe schnell die eine Million Euro Marke überschreiten kann.

Aus diesem Grund sollte die Versicherungssumme für Personen- und Sachschäden mindestens fünf Millionen Euro betragen. In den meisten Fällen legen die Versicherer sogar eine Mindestabdeckung von zehn Millionen Euro fest. Im Idealfall entscheiden Sie sich für eine unbegrenzte Deckungssumme, sodass dann tatsächlich alle Schadenshöhen komplett abgedeckt sind. Bei den Vermögensschäden ist der Betrag meistens deutlich geringer, weil eben solche finanziellen Schäden selten mehr als 100.000 Euro betragen.

Worauf sollte ich beim Vergleich achten?

Wie wir eingangs bereits erwähnt haben, sind die Leistungen der unterschiedlichen Kfz-Haftpflichtversicherungen nahezu identisch. Es geht im Wesentlichen darum, dass Schäden reguliert werden und zuvor eine Prüfung erfolgt, ob der Anspruch des Geschädigten berechtigt ist. Daher kommt es bei einem Vergleich der Angebote in erster Linie darauf an, eine möglichst günstige Versicherung zu finden. Damit kommen wir auch schon zu der Frage, welche Faktoren den Beitrag zur Kfz-Haftpflichtversicherung beeinflussen, denn davon gibt es einige.

Wonach richtet sich die Versicherungsprämie?

Kfz-Haftpflicht als Pflichtversicherung - Leistungen ähnlich, Kosten unterschiedlich

Es gibt eine Reihe von Einflussfaktoren, die sich auf den Beitrag zur Kfz-Haftpflichtversicherung auswirken. Man spricht in dem Zusammenhang oft von zwei Gruppen, nämlich von den harten und weichen Faktoren. Die harten Faktoren können Sie nur geringfügig beeinflussen und/oder diese haben einen relativ hohen Anteil daran, wie sich die Versicherungsprämie gestaltet. Dazu zählen in erster Linie:

  • Regionalklasse
  • Typklasse
  • Schadenfreiheitsklasse

Mit der Typklasse ist gemeint, welches Fahrzeugmodell Sie fahren. Da unterschiedliche Fahrzeugtypen auch unterschiedlich häufig von Schäden betroffen sind, geht es der Versicherungsgesellschaft darum, hier eine Unterteilung vorzunehmen. Ähnlich verhält es sich mit der Regionalklasse, also an welchem Ort Ihr Fahrzeug zugelassen ist.

Einen größeren Einfluss haben Sie auf die Schadenfreiheitsklasse. In diese werden alle Versicherungsnehmer eingestuft, wobei es darum geht, wie lange man bisher unfall- bzw. schadenfrei unterwegs ist. Fahranfänger zum Beispiel werden oft mit einem Beitragssatz von über 200 Prozent eingestuft. Wer hingegen über Jahrzehnte hinweg schadenfrei ist, der zahlt zum Beispiel einen Beitragssatz von 60 Prozent oder weniger.

Ein großer Vorteil der Schadenfreiheitsklasse ist also, dass sich durch unfallfreies Fahren nach und nach die Beiträge reduzieren. Der Nachteil besteht darin, dass Sie für gewöhnlich nach einem schuldhaft verursachten Unfall herabgestuft werden, also entsprechend einen höheren Versicherungsbeitrag zahlen müssen.

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Bei der Kfz-Haftpflichtversicherung können Sie einige Faktoren beeinflussen, die sich auf die Versicherungsprämie auswirken. Auf jeden Fall sollten Ihre Angaben wahrheitsgemäß sein, also zum Beispiel nicht deutlich weniger Kilometer angeben, als Sie tatsächlich im Jahr zurücklegen.

Die weichen Faktoren in der Kfz-Haftpflicht

Neben diesen harten Faktoren gibt eine Reihe von weichen Faktoren, die sich ebenfalls – wenn auch in geringerem Umfang – auf den zu zahlenden Versicherungsbeitrag auswirken. Dazu gehören in erster Linie:

  • Anzahl der Fahrer
  • Alter der Fahrer
  • Unterbringungsort des Fahrzeuges über Nacht
  • Jährliche Laufleistung in Kilometer
  • Zusatzleistungen wie Auslands-Schutzbrief

Bei diesen weichen Faktoren besteht für Sie ebenfalls Einsparpotenzial, wenn Sie Ihr entsprechendes (Fahr-)Verhalten anpassen können. Bei der Anzahl der Fahrer geht es darum, dass natürlich bei mehr Fahrern ein höheres Risiko besteht. Nachteilig ist vor allem, wenn es einen oder mehrere Fahrer unter 25 Jahren gibt, denn hier stufen die Versicherungsgesellschaft das Unfallrisiko statistisch höher ein. Sie sollten also darauf achten, dass Sie die Angaben stets aktuell halten und nicht noch etwa Ihr neunzehnjähriger Sohn als Fahrer ausgeführt wird, obwohl dieser bereits seit geraumer Zeit ein eigenes Auto hat.

Dass sich die jährliche Laufleistung auf die Versicherungsprämie auswirkt, ist ebenfalls nachvollziehbar. Je öfter Sie mit dem Fahrzeug unterwegs sind und je mehr Kilometer Sie zurücklegen, desto höher ist natürlich statistisch betrachtet das Unfall- und Schadensrisiko.

Immer mehr Kfz-Versicherer bieten mittlerweile auch einen Telematik-Tarif an. Hier können Sie ebenfalls sparen, wenn Sie in Ihrem Fahrzeug ein Gerät installieren lassen, welches eine Art Blackbox ist und die Fahreigenschaften und Ihr Fahrverhalten aufzeichnet. Sie profitieren allerdings meistens von diesem Thematik-Tarif nur dann, wenn Sie sehr umsichtig fahren und nicht etwa durch wenig rücksichtsvolles Fahrverhalten auffallen.

Wann kann ich meine Kfz-Haftpflichtversicherung wechseln?

Es ist durchaus ratsam, in regelmäßigen Abständen einen Versicherungsvergleich vorzunehmen, denn die Unterschiede zwischen den Versicherungsgesellschaften können durchaus pro Jahr mehr als 100 Euro an Beitrag ausmachen. Wechseln können Sie Ihre Kfz-Haftpflichtversicherung allerdings meistens nur zum Jahresende, weil sich der Vertrag gewöhnlich immer zum 1. Januar um ein weiteres Jahr verlängert.

Die Kündigung muss der Versicherungsgesellschaft allerdings spätestens zum 30. November vorliegen. In diesem Fall würden Sie Ihr ordentliches Kündigungsrecht wahrnehmen. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, die Kfz-Haftpflichtversicherung außerordentlich und damit sofort zu kündigen. Das ist vor allem unter den folgenden Voraussetzungen möglich:

  • Aktueller Schadensfall (meistens bis einen Monat nach Regulierung)
  • Fahrzeugwechsel
  • Beitragserhöhung durch Versicherer (angekündigt)

Beim Wechsel sollten Sie darauf achten, dass der Übergang fließend ist und Sie nicht etwa mehrere Tage oder gar Wochen komplett ohne Schutz durch die Kfz-Haftpflichtversicherung dastehen.

Direktversicherer häufig besonders günstig

Da es also beim Vergleich der Kfz-Haftpflichtversicherungen vorwiegend auf die zu zahlende Prämie ankommt, sollten Sie vor dem Abschluss der Versicherung und ebenfalls vor einem möglichen Wechsel die Angebote gegenüberstellen. Dabei wird sich herausstellen, dass vor allem die Direktversicherer besonders günstig sind. Diese haben kein Geschäftsstellennetz, wie es zum Beispiel bei vielen, alteingesessenen Versicherern noch der Fall ist. Diese Kostenersparnis wird häufig an den Kunden weitergegeben, nämlich in Form etwas günstiger Beiträge.

Weniger geeignet sind Direktversicherer im Grunde nur dann, wenn Sie persönlichen Kontakt zu Ihrem Ansprechpartner wünschen. Das kann sich vor allem bei Schadensfällen rentieren, denn dann spielt nicht selten ein gewisser Ermessensspielraum durchaus eine Rolle. Den hat der entsprechende Mitarbeiter allerdings in der Regel nur, wenn Sie zum Beispiel schon seit vielen Jahren dort Kunde und auch mehr oder weniger persönlich bekannt sind. Dies wird es bei Direktversicherern nur selten geben, sodass dies durchaus – trotz eines vielleicht hören Beitrages – ein Argument für Versicherungsgesellschaften mit Geschäftsstellen sein kann.

Fazit zur Kfz-Haftpflicht

Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist eine sehr wichtige Versicherung und zählt daher nicht umsonst zu den ganz wenigen privaten Pflichtversicherungen. Jeder Kfz-Halter muss eine Kfz-Haftpflicht abschließen, bevor er sein Fahrzeug im öffentlichen Raum bewegen darf. Die Beiträge hängen von mehreren Faktoren ab, auf die Sie zum Teil einen Einfluss haben. Ein Angebotsvergleich ist definitiv anzuraten, denn im besten Fall können Sie auch bei der Kfz-Haftpflichtversicherung mehr als 100 Euro im Jahr – mitunter in Kombination mit einer Teil- oder Vollkaskoversicherung – einsparen.

Quellen & Verweise[+]

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