Autor Paul Roth

Paul Roth

Paul sitzt mit seinem Studium des Bankmanagements direkt am Puls der Wirtschaft. Er fasziniert sich besonders für aktuelle Trends am Finanz- und Kapitalmarkt. Von Anleihen, über Aktien, ETFs, Rohstoffen, Immobilien und Kryptowährungen, möchte er für den Leser gerne über die grundlegenden Zusammenhänge berichten.

Finanzen aktuell: In unserer heutigen Ausgabe des Weekly Finanzreport, werden wir die Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und deren Auswirkungen auf den Finanzmarkt beleuchten. Hierbei legen wir den Fokus ganz auf unser Motto: „Alles rund um Ihr Geld und Ihre privaten Finanzen“.

Finanzen aktuell: Das Wichtigste in Kürze

  • Aktienmarkt erholt sich – NASDAQ erneut im Bullenmarkt
  • Bankenumfeld beruhigt sich – wie geht es weiter?
  • Nächste Krise könnte den Billionenmarkt Immobilien schon bald treffen
  • Viele Wirtschaftsindikatoren im Fokus der kommenden Woche

Märkte im Überblick

Der Aktienmarkt erholt sich nach dem Schock aus dem Bankensektor erneut stark. In Amerika kann der S&P fast 4 Prozentpunkte in der Handelswoche hinzugewinnen. Seit dem niedrigsten Kurs konnte der technologielastige NASDAQ aus einer technischen Perspektive sogar erneut in einen Bullenmarkt eintreten. Denn mit einem seitdem entstandenen Kursanstieg von +20 % wäre in diesem Fall ein Bärenmarkt aus theoretischer Sicht beendet und ein neuer Bullenmarkt der jeweiligen Aktientitel eingeleitet.

Performance amerikanischer Aktientitel im S&P 500

In Deutschland gewinnen Aktien aus dem DAX 3,75 Prozentpunkte. Besonders zuvor abgestrafte Werte aus dem Finanz- und Immobiliensektor konnten im Verlauf der Handelswoche aus einem starken Minus größtenteils noch starke Kursgewinne verzeichnen.

Performance deutscher Aktien im DAX

Finanzen aktuell: Entwicklungen in der Finanz- und Bankenbranche

Wie immer wollen wir in unserem heutigen Weekly Finanzreport auf die unter Druck stehende Banken- und Finanzbranche die wichtigsten Ereignisse und Entwicklungen für Sie beleuchten.

Die meisten Banken in den Industrieländern verfügen über eine gute Kapitalisierung und ausreichende Liquidität. Im Vergleich zur Krise von 2008-09 ist das Bankensystem insgesamt stabiler und besser gemanagt. Dennoch sind Banken vermehrt dem Druck von Einlegern und dem Markt ausgesetzt, was durch widersprüchliche Äußerungen von Regulierungsbehörden und politischen Entscheidungsträgern verstärkt wird.

Um die potenziellen wirtschaftlichen Folgen der jüngsten Ereignisse einschätzen zu können, müssen einige wichtige Aspekte berücksichtigt werden. Dazu gehören die allgemeine Stabilität der Banken in den entwickelten Märkten und die Tatsache, dass die aufkommende finanzielle Krise teilweise auf den spürbaren Zinsschock zurückzuführen ist, den die US-Notenbank (FED) für die US-Wirtschaft verursacht hat.

Es ist zu erwarten, dass die US-Wirtschaft in eine leichte Rezession abrutscht. Aufgrund einer historisch milden Phase des Beschäftigungswachstums seit dem Ausbruch von Covid im Jahr 2020 könnte die US-Arbeitslosenquote zwischen 2023 und 2024 um etwa zwei Prozentpunkte gegenüber dem jüngsten Tiefstand steigen.

Prognose: Abgeschwächte Wirtschaftsentwicklung aufgrund von Bankrisiken

Im Gegensatz zu einigen Ökonomen sind wir der Ansicht, dass weder die Nicht-Finanzunternehmen noch die Arbeitsmärkte unbeschadet aus den Finanzturbulenzen des Jahres 2023 hervorgehen werden. Die US-Wirtschaft hat sich bereits vor dem unerwarteten Zusammenbruch zweier US-Banken abgeschwächt. Wir gehen davon aus, dass bereits schwache und anfällige Branchen – insbesondere solche, die auf Bankkredite angewiesen sind – stärker betroffen sein werden als bisher angenommen.

Die eingeschränkte Kreditvergabe der Banken wird die Schwäche der Immobilienbranche weiter verschärfen. Zahlungsausfälle bei Gewerbeimmobilien dürften von den derzeitigen niedrigen Niveaus aus steigen, da insbesondere kleine und mittelgroße Banken zögern, neue Kredite zu gewähren oder bestehende Kredite umzustrukturieren. Dennoch glauben wir nicht, dass diese Branchenschwäche zwangsläufig in eine tiefe Rezession mündet.

Der Zeitpunkt, an dem die FED ihre Geldpolitik lockern wird, hängt sowohl vom Abbau von Arbeitsplätzen als auch von den finanziellen Entwicklungen ab, die sich auf die Beschäftigungsaussichten auswirken werden. Solange keine weitere Welle von Bankenpleiten eintritt, wird die FED die im vergangenen Jahr erfolgte Straffung der Geldpolitik wahrscheinlich nicht überstürzt rückgängig machen. Ein nachlassender Arbeitsmarkt und eine abnehmende Inflation könnten jedoch dazu führen, dass die FED ihre Geldpolitik bis Ende 2023 lockert.

Es ist erwähnenswert, dass Aktien von Nicht-Finanzunternehmen in der Vergangenheit nie in der Lage waren, einer Korrektur bei Bankaktien zu entkommen.

Entwicklungen rund um Immobilien

Schieflage der Gewerbeimmobilien

Die nächste große Gefahr in der Immobilienbranche rückt zunehmend ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Wall Street beobachtet derzeit mit großer Sorge den Markt für Gewerbeimmobilien, da viele Experten hier die nächste große Krise erwarten. In den kommenden Tagen könnten die sogenannten “CRE Loans” (Commercial Real Estate Loans) immer mehr ins Rampenlicht rücken. Diese Kredite für Gewerbeimmobilien könnten der Auslöser für weitere Turbulenzen im ohnehin angespannten US-Finanzsystem sein.

Michael Hartnett von der Bank of America prognostiziert beispielsweise, dass CRE Loans als nächste Hiobsbotschaft angesehen werden, insbesondere da sich die Kreditvergabestandards verschärft haben. In seinem wöchentlichen Bericht “Flow Show” weist er darauf hin, dass die Spreads für gewerbliche hypothekenbesicherte Wertpapiere im Vergleich zu Staatsanleihen auf dem höchsten Stand seit Mai 2020 sind.

Ein Grund für die aktuelle Besorgnis ist die Tatsache, dass 2023 ein Rekordbetrag von 270 Milliarden US-Dollar an ausstehenden Hypotheken fällig wird, wie das Wall Street Journal berichtet. Besonders beunruhigend ist, dass der Großteil dieser Kredite von kleineren Banken mit einem Vermögen von weniger als 250 Milliarden US-Dollar gehalten wird. Diese Banken sind in der Regel weniger streng reguliert, was zu erhöhten Risiken führen kann. Insgesamt halten kleinere Banken 2,3 Billionen US-Dollar an CRE Loans und damit mehr als 70% des gesamten Marktvolumens.

Die Rückzahlung dieser Kredite steht derzeit unter Druck von zwei Seiten: Zum einen sind die Zinsen massiv gestiegen, zum anderen sind Gewerbeimmobilien seit Jahren durch Trends wie Digitalisierung, Online-Shopping und Home-Office unter Druck geraten. Die Situation im Bankensektor scheint insgesamt angespannt zu sein.

Bilanzrisiken für Banken

Tomasz Piskorski, Professor für Immobilienwirtschaft an der Columbia Business School, warnt in einer aktuellen Studie gemeinsam mit anderen Ökonomen vor massiven Buchverlusten in den Bilanzen der Banken. Der tatsächliche Wert der Kredite und Sicherheiten könnte um 2,2 Billionen US-Dollar niedriger ausfallen als in den Büchern der Banken verzeichnet, was 186 Banken massiv unter Druck setzen könnte, wenn Kunden ihre Einlagen abziehen.

Die positive Seite: Nach der Finanzkrise von 2008 waren Banken bei der Kreditvergabe vorsichtiger, und Experten halten Immobilien im Allgemeinen für wertvoller als die Hypotheken. Außerdem zeigen sich Politik und Zentralbanken entschlossen, bei weiteren Problemen im Bankensektor einzugreifen. Dennoch sollten Investoren sich dieser Risiken bewusst sein und darauf vorbereitet sein, dass die Unruhen im Bankensektor möglicherweise noch nicht abgeklungen sind1Wie sicher ist der Gewerbeimmobilienmarkt?, https://www.linkedin.com/news/story/wie-sicher-ist-der-gewerbeimmobilienmarkt-6210514/.

Der Marktausblick – Wichtiges für die kommende Woche 14

Für die kommende Woche werden besonders zu meldende Wirtschaftsindiktoren rund um den Globus im Fokus des Finanzmarktes stehen. Dabei werden unter anderem die Erzeugerpreise in Deutschland sowie in Großbritannien, die Zinsentscheidung der australischen Zentralbank und die Meldung der offenen Jobstellen in den USA besonders tragend sein.

Auf Seite der Ergebnisse der Unternehmen neigt sich die Berichtssaision dem Ende zu und nur einzelne, kleinere Titel verkünden Ihre Zahlen. Dabei sollte man auf Constellation Brands, MSC Industrial Direct, Levi Strauss und Simply Good Foods achten.

Finanzen aktuell: Ergebnismeldungen von börsennotierten Unternehmen in der kommenden Woche

Quellen & Verweise[+]