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Oliver Schoch

Oliver Schoch ist Bankkaufmann und Finanz-Journalist. Im Rahmen seiner Spezialisierung schreibt er mittlerweile seit 14 Jahren Artikel zu unterschiedlichen Finanz-Themen wie Börse, Versicherungen, Finanzierungen oder Geldanlage. Dabei gibt Oliver Schoch Lesenden gerne Ratschläge für den Finanz-Alltag und zeigt, wie interessant und alltäglich das Thema Finanzen in der Praxis ist.

Wer heutzutage in Fonds investieren möchte, der hat zwei große Gruppen zur Auswahl. Zum einen gibt es die klassischen Fonds, zu denen beispielsweise Aktienfonds oder auch offene Immobilienfonds zählen. Auf der anderen Seite werden am Markt mittlerweile schon seit mehr als zehn Jahren sogenannte Exchange Traded Funds angeboten, die den meisten Anlegern und Sparern sicherlich besser unter der Kurzbezeichnung ETFs bekannt sind. Viele Marktakteure wissen allerdings nicht, worin eigentlich die Unterschiede zwischen diesen zwei Fondsvarianten bestehen und warum ETFs mittlerweile aus Sicht von Experten die bessere Alternative sind. Exakt auf diese Frage möchten wir gerne in unserem Beitrag näher eingehen. Wir erläutern, falls wodurch sich einerseits aktiv gemanagte Fonds und zum anderen ETFs auszeichnen. Ferner gehen wir darauf ein, welche Vorteile Indexfonds im direkten Vergleich mit Aktivfonds haben.

Wie funktionieren aktiv gemanagte Fonds?

Bevor wir näher auf die Unterschiede und gleichsam die Vorteile der ETFs im Hinblick auf aktiv gemanagte Fonds eingehen, möchten wir kurz zum Hintergrund erläutern, wie beide Fondsarten im Detail funktionieren. Als aktiv gemanagte Fonds werden in der Regel klassische Investmentfonds bezeichnet, die gerne ebenfalls als Publikumsfonds am Markt angeboten werden. Typisches Merkmal ist, dass bei diesen Fonds ein aktives Management stattfindet. Das bedeutet, dass der Fondsmanager versucht, auf Grundlage seiner Erfahrungen und Kenntnisse die besten Basiswerte für den Fonds auszuwählen.

Grundsätzlich lassen sich aktiv gemanagte Fonds in die folgenden Rubriken einteilen:

  • Geldmarktfonds
  • Rentenfonds
  • Offene Immobilienfonds
  • Aktienfonds
  • Gemischte Fonds

Das aktive Fondsmanagement soll im Idealfall dafür sorgen, dass die Wertentwicklung des jeweiligen Fondsanteils die des Marktdurchschnitts übertrifft. Das ist gleichsam das Hauptargument, mit dem Aktivfonds um Anleger und Sparer werben. Aktiv gemanagte Fonds funktionieren dementsprechend so, dass der Fondsmanager zum Beispiel aussichtsreiche Aktientitel auswählt und diese ins Portfolio aufgenommen werden. Der Anleger bemerkt die Wertentwicklung dadurch, dass sich die Preise des einzelnen Fondsanteils verändern, die von der jeweiligen Fondsgesellschaft festgelegt werden.

Wie funktionieren Exchange Traded Funds?

Indexfonds vs. aktiv gemanagte Fonds - von welchen Vorteilen Sie bei ETFs profitieren

Bei Indexfonds, den ETFs1Exchange Traded Funds (ETF) auf einen Blick – https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/Finanzwissen/WA/ETF/ETF_node.html – abgerufen am 05.08.22, handelt es sich zwar ebenfalls um Investmentfonds. Allerdings funktionieren diese etwas anders, als es bei den zuvor beschriebenen aktiv gemanagten Fonds der Fall ist. Ein Unterschied besteht darin, dass die Anteile der Passivfonds, wie ETFs ebenfalls bezeichnet werden, an der Börse handelbar sind. Dies hat für den Anleger oft mehr Transparenz zufolge, denn die Preise bilden sich auf Grundlage von Angebot und Nachfrage und werden nicht von der Fondsgesellschaft festgelegt bzw. errechnet.

Ein zweiter Unterschied besteht in der Funktionsweise. Bei ETFs ist es so, dass ein sogenanntes passives Management stattfindet. Das bedeutet, dass der Fondsmanager die Aufgabe hat, einen zugrunde liegenden Basisindex nachzubilden. Er muss also nicht aufgrund seiner Erfahrungen und Kenntnisse einzelne Aktien selektieren, sondern hat zum Beispiel die Aufgabe, alle 40 DAX-Aktien in der gleichen Gewichtung zu erwerben, wie sie im Deutschen Aktienindex vertreten sind. Exakt deshalb werden diese ETFs auch als Passivfonds bezeichnet, weil eben der Index passiv nachgebildet wird.

Vorteil 1: Größere Transparenz der ETF durch Börsennotierung

Ein erster Vorteil, der im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds für ETFs spricht, ist die bereits kurz angesprochene Börsennotierung. Für Anleger ist es einfacher und auch transparenter, die Preisbildung bei den Indexfonds nachzuvollziehen. Diese ergibt sich schlichtweg auf Grundlage von Angebot und Nachfrage, wie es zum Beispiel auch beim Handel mit Aktien der Fall ist. Demgegenüber findet die Berechnung des Preises bei aktiv gemanagten Fonds ausschließlich durch die Fondsgesellschaft statt. Die Anteile offener Fonds können dementsprechend auch nur an die Fondsgesellschaft zurückgegeben und nicht an einer Börse veräußert werden.

Vorteil 2: Deutlich geringere Kosten bei ETFs

Der zweite Vorteil ist gleichzeitig aus Sicht der meisten Anleger und Sparer der Hauptvorteil, der für ETFs im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds spricht. Es geht um die Gesamtkostenquote. Diese beträgt bei aktiv gemanagten Fonds nicht selten mehr als zwei Prozent, insbesondere bei Aktienfonds oder bei Mischfonds. Demgegenüber beläuft sich die Kostenquote bei den ETFs im Durchschnitt meistens auf 0,4 bis 0,6 Prozent. Der Kunde spart als zum Teil satte 1,5 Prozent an jährlichen Kosten. Das wiederum führt in der Rechnung dazu, dass die Rendite allein aufgrund der geringeren Kosten bei ETFs in der Hinsicht durchschnittlich um 1,5 bis fast zwei Prozent höher ausfallen kann.

Der Grund für die deutlichen Kostenunterschiede liegt vor allem im bereits angesprochenen Management. Natürlich ist es für den Fondsmanager bei einem ETF wesentlich leichter, seine Aufgaben zu erfüllen. Er muss immerhin nur einen Index nachbilden und die entsprechenden Aktien im Verhältnis 1:1 erwerben. Der Manager eines aktiven Fonds hingegen muss aufgrund seiner Erfahrungen und seines Wissens einzelne Titel selektieren und versuchen, besser als der Marktdurchschnitt abzuschneiden. Deshalb ist es vor allem die sogenannte Managementgebühr, die maßgeblich zur Kostendifferenz beiträgt.

In der Summe setzen sich die Gesamtkosten bei aktiv gemanagten Fonds meist aus den folgenden Komponenten zusammen:

  • Managementgebühren
  • Verwaltungsgebühren
  • Ausgabeaufschlag

Den Ausgabeaufschlag zum Beispiel gibt es bei ETFs überhaupt nicht. Bei aktiv gemanagten Fonds kann dieser hingegen leicht bei vier oder fünf Prozent liegen. Wenn wir mit einer Anlagedauer von fünf Jahren rechnen, würde sich demnach der Ausgabeaufschlag von fünf Prozent mit einem Prozent jährlich verteilen und dementsprechend auf die Gesamtkostenquote noch aufgeschlagen werden müssen. Das Fazit ist also, dass die meisten ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds einen wesentlichen Kostenvorteil haben, der sich positiv auf die mögliche Rendite auswirkt.

Vorteil 3: Zusammensetzung des Fonds für Anleger bei ETFs leicht nachvollziehbar

Ein dritter Vorteil der ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds ist, dass die Zusammensetzung für Anleger leichter nachvollziehbar ist. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds wissen Sparer und Anleger häufig nicht, welche Aktien der Fonds im Detail in seinem Portfolio hat. Man müsste sich dazu erst ein Fondsportrait anschauen, in dem in der Regel die Zusammensetzung dargestellt ist. Bei ETFs hingegen ist es leicht, sich ein Bild über die Zusammensetzung zu machen.

Haben Sie zum Beispiel Ihr Geld in einen DAX-ETF investiert, wissen Sie sofort, dass es eben die 40 DAX-Titel sind, die in der gleichen Gewichtung wie im Index auch im Fondsportfolio enthalten sind. Aufgrund dieser klaren Zusammensetzung haben Sie es als Anleger etwas leichter, gezielt in bestimmten Branchen und Regionen zu investieren. Möchten Sie Ihr Kapital zum Beispiel möglichst weltweit in Aktien streuen, müssen Sie nicht erst aufwendig nach einem passenden aktiv gemanagten Fonds suchen, der die von Ihnen gewünschte Zusammensetzung hat. Stattdessen entscheiden Sie sich zum Beispiel für einen Indexfonds, der beispielsweise den MCSI World Index als Basiswert hat. Dann wissen Sie sofort, dass Sie über den ETF breit gestreut in weltweit große Aktiengesellschaften Kapital anlegen.

Vorteil 4: Gesamtrendite der ETFs häufiger höher als bei Aktienfonds

Der vierte Vorteil ergibt sich zu einem größeren Teil daraus, dass eben ETFs meistens eine deutlich geringere Kostenquote als aktiv gemanagte Fonds haben. Die Rendite eines Fonds setzt sich aus zwei Komponenten zusammen, nämlich auf der einen Seite aus der Wertentwicklung (Performance) und auf der anderen Seite eben aus den Kosten. Wenn also ein ETF und ein aktiv gemanagter Fonds die gleiche Performance in Prozent erzielt haben, wird der Indexfonds normalerweise die bessere Rendite erzielen, weil die Kosten für den Anleger geringer sind.

Nicht selten passiert es in der Praxis allerdings zusätzlich, dass der Indexfonds sogar eine bessere Performance als der aktiv gemanagte Fonds erreichen kann. Das ist natürlich für den Aktivfonds ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis. Immerhin ist das Ziel der aktiv gemanagten Fonds, besser als der Marktdurchschnitt abzuschneiden. In der Praxis hingegen finden sich zahlreiche ETFs, die eine bessere Wertentwicklung als aktiv gemanagte Fonds erreichen. Dies bezieht sich insbesondere auf Aktienfonds, welche unter den Aktivfonds die durchschnittlich besten Renditen erzielen.

Vorteil 5: Einfache Selektion bei Indexfonds

Ein weiterer Vorteil der Indexfonds gegenüber den aktiv gemanagten Fonds besteht aus Sicht nicht wenige Anleger und Sparer darin, dass eine gezielte Selektion einfacher ist. Nehmen wir dazu an, dass Sie zum Beispiel in die IT-Branche investieren möchten. Wenn Sie nun nach einem passenden, aktiv gemanagten Fonds suchen, ist es aufwendiger, überhaupt Fonds aus dieser Rubrik zu finden. Es gibt in der Hinsicht keine guten Auswahlkriterien, indem Sie zum Beispiel über einen bestimmten Suchbegriff direkt alle Aktienfonds angezeigt bekommen würden, die den Schwerpunkt IT-Aktien haben.

Bei Exchange Traded Funds ist die Suche in der Regel wesentlich einfacher und geht schneller vonstatten. Sie müssen nämlich lediglich einen Branchenindex finden, der sich der IT-Branche widmet. Dann müssen Sie sich nur noch die entsprechenden ETS anzeigen lassen, die sich eben auf diesen Branchenindex beziehen.

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In der Praxis ist es meistens einfacher, die zu den eigenen Anlagezielen passenden ETFs als einen aktiv gemanagten Fonds zu finden. Zudem sind die Indexfonds leichter miteinander vergleichbar. Möchten Sie zum Beispiel gezielt in den Deutschen Aktienindex investieren, müssten Sie zum Beispiel in der Google-Suche nur den Begriff „DAX-ETF“ eingeben und erhalten direkt zahlreiche Passivfonds angezeigt, die den DAX als Basisindex haben.

Gibt es überhaupt Vorteile von aktiv gemanagten Fonds?

Bei den genannten Vorteilen, die ETFs gegenüber aktiv gemanagten Fonds haben, stellt sich die Frage, ob es auf der anderen Seite überhaupt Vorteile von Aktienfonds oder anderen offenen Fonds gegenüber Indexfonds gibt? Im Grunde ist hier lediglich ein möglicher Vorteil zu nennen, der allerdings – wie zuvor beschrieben – in der Praxis häufiger nicht zum Tragen kommt. Der Vorzug besteht darin, dass es bei aktiv gemanagten Fonds zumindest die Möglichkeit gibt, dass die Rendite besser als der Marktdurchschnitt ausfällt.

Bei ETFs ist eine solche Outperformance nicht möglich, weil eben nur ein Index und damit der entsprechenden Marktdurchschnitt abgebildet wird. Tatsächlich schaffen es natürlich einige aktiv gemanagte Fonds in der Praxis auch, besser als ein eventueller Vergleichsindex abzuschneiden. Da trifft allerdings in der Praxis auf nicht besonders viele Aktienfonds zu, sodass dieser Vorzug oftmals gar nicht zum tragen kommt.

Fazit zu Indexfonds vs. Aktivfonds

Unser Beitrag zeigt, dass im direkten Vergleich zwischen ETFs und Aktivfonds die Indexfonds eine Reihe von Vorteilen haben. Das hat in der Praxis dazu geführt, dass sich Anleger und Sparer vermehrt für Exchange Traded Funds und gegen aktiv gemanagte Fonds, wie zum Beispiel Aktienfonds, entscheiden. Mittlerweile gibt es sogar eine Art Mischung zwischen ETFs und Aktienfonds, nämlich die sogenannten Smart-ETFs. Hier hat der jeweilige Fondsmanager einen etwas größeren Handlungsspielraum und kann – meistens geringfügig – vom vorgegebenen Index abweichen.

Quellen & Verweise[+]

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