Autor Paul Roth

Paul Roth

Paul sitzt mit seinem Studium des Bankmanagements direkt am Puls der Wirtschaft. Er fasziniert sich besonders für aktuelle Trends am Finanz- und Kapitalmarkt. Von Anleihen, über Aktien, ETFs, Rohstoffen, Immobilien und Kryptowährungen, möchte er für den Leser gerne über die grundlegenden Zusammenhänge berichten.

Finanzen aktuell: In unserer heutigen Ausgabe des Weekly Finanzreport, werden wir die Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und deren Auswirkungen auf den Finanzmarkt beleuchten. Hierbei legen wir den Fokus ganz auf unser Motto: „Alles rund um Ihr Geld und Ihre privaten Finanzen“.

Finanzen aktuell: Das Wichtigste in Kürze

  • Größte Bankenpleite seit der Finanzkrise
  • Gesamter Markt unter enormen Abgabedruck
  • Jegliche Aktien in Bezug auf Finanzen besonders getroffen
  • Staatsanleihen fallen auf Renditelevel vom Februar zurück
  • Markt geht von Zinspause der FED im März aus

Märkte im Überblick

Die Aktienmärkte haben zur zweiten Hälfte der vergangenen Handelswoche aufgrund des angespannten Umfeldes nach den Pleiten von verschiedenen US-Banken einen herben Schlag hinnehmen müssen. Die Indizes S&P und DAX notieren tiefrot.

Dabei hat es die Werte im Bankensektor besonders getroffen und der Rückgang im Index der Banktitel war der Größte, welchen man seit der Corona-Krise gesehen hatte.

Finanzen aktuell: Wochenperformance der Aktienwerte im amerikanischen S&P 500

Finanzen aktuell: Entwicklungen in der Finanz- und Bankenbranche

Nachdem wir bereits letzte Woche die Pleite der auf den Kryptobereich fokussierten Bank Silvergate gesehen haben, kam am Donnerstag ebenfalls das Straucheln der Silicon Valley Bank hinzu.

Wir wollen nun simpel beschreiben, wie der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank passieren konnte. Dabei lassen sich bei der Nachbetrachtung und Analyse der Situation verschiedene Ursachen und ein ganz konkreter Anlass finden, welche die Bank innerhalb von nur 72 Stunden untergingen ließen.

Wie der Name schon vermuten lässt, war die Silicon Valley Bank eine auf den Start-up Bereich spezialisierte Institution. Demnach haben über 60 % aller Founder in den USA ein Konto bei der über 180 Milliarden schweren Bank gehabt. Sie fungierte als existenzielles Instrument zur Finanzierung von Tech- und Life-Science Projekten im Venture-Capital Bereich.

Die Bank erhielt innerhalb der letzten Jahre eine sehr hohe Anzahl an Kundeneinlagen. Innerhalb von drei Jahren stieg die Bilanzsumme des Kreditinstitutes auf über 300 Mrd. USD an. Aufgrund dessen, dass man nicht genügend Kredite herausgeben konnte, suche man eine Alternative, um die gering verzinsten Kundeneinlagen profitabel anzulegen und aus der Zinsspanne Gewinne für das Haus zu erwirtschaften.

Man legte diese in langfristigen Staatsanleihen an – jedoch zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt. Mit dem Start der rapiden Zinserhöhungen hat sich der Wert dieser Aktien konstant verringert. Gleichzeitig haben immer mehr Kunden ihre Einlagen von der Silicon Valley Bank im großen Maße abgezogen.

Liquiditätsmanagement: Nicht genügend freie Mittel verfügbar

Ein großes Liquiditätsproblem entstand. Man war gezwungen, einen Teil der erworbenen Anleihen zu einem hohen Verlust zu verkaufen. Folglich musste man eine Kapitalerhöhung ausschreiben, sodass die Geschäftstätigkeit weiterhin ausgeführt werden kann.

Als Kunden von den Liquiditätsproblemen hörten, zogen diese reihenweise, teilweise in Schlangen vor den Filialen ihr Kapital aus der Bank. Sodass sogar die Kassenbestände der Silicon Valley Bank ins Negative gelaufen sind, bevor die Behörden die Türen der Bank verschlossen und sich der gesamten Sache am Freitag angenommen haben.

In den USA haben einzelne Titel aus dem Banken- und Finanzsektor zum Handelsbeginn hochzweistellige Kursverluste erlitten. Und in diesem Zusammenhang ist die Haltung der Aktionäre sehr logisch. Auch wenn die Regierung und die Aufsicht in den USA auch über die Einlagenversicherung hinaus eine Auszahlung des vorhandenen Guthabens für Kunden der Silicon Valley Bank garantiert haben, ist dies keine Hilfe für die Anteilseigner, welche Aktien des Kreditinstitutes besitzen.

Durch die Realisierung eines Verlustes aus der Veräußerung von Staatsanleihen hat sich das Eigenkapital der Bank ins Negative versetzt. Aktionäre erleiden einen Totalverlust.

Obwohl das eingetretene Szenario der Silicon Valley Bank besonders ist – 78 % des Vermögens wurde in Wertpapiere investiert und die Kundengruppe ist sehr spezifisch, sind ähnliche Szenarien auch bei anderen Kreditinstituten denkbar.

Um einem Banken-Kollaps wie 2008 zu vermeiden, hat die US-Regierung bereits am Sonntagabend in einer gemeinsamen Meldung mit der FDIC und der Federal Reserve eine Staatsgarantie für die gesamten Einlagen der Bank ausgesprochen.

Entwicklungen rund um Anleihen

Das Sentiment an dem Anleihemarkt hat sich in den vergangenen Tagen einmal Grad gedreht. Während zuvor der Großteil des Marktes von einer Fortführung des eingeschlagenen Kurses, weitere Anhebungen des Leitzinses ausgegangen ist, hat sich dieser Standpunkt stark verändert.

Mit der Schließung von insgesamt drei Banken innerhalb von nur ein paar Tagen, werden wieder kleinere Anhebungen im Zins und ein insgesamt abgemilderter Kurs vermutet.

Jenes bedeutet einen Renditerückgang bei Anleihen. Die Rendite dieser Wertpapiere haben zuvor noch Höchstwerte sehen können, fallen nun aber im zweistelligen Prozentbereich ab.

Die zweistellige US-Staatsanleihe verzeichnete somit innerhalb von fünf Tages über das Wochenende einen Rückgang der Rendite von 5,08 auf aktuelle 4,09 %.

Finanzen aktuell: Renditeentwicklung einer zweijährigen US-Staatsanleihe seit September

Der Marktausblick – Wichtiges für die kommende Woche

Wichtig wird jetzt die kommende erneute Sitzung der FED am 22. März. Noch bis vor einer Woche ging der Markt hierbei im Umfeld der hoch bleibenden Zinsen sogar von einer Anhebung von bis zu 50 Basispunkten ausgegangen. Davor hat die Basisannahme durchgängig lediglich eine Erhöhung um 0,25 % betragen.

Spätestens zum Freitag, mit der Pleite der 16. größten amerikanischen Bank, hat die FED ein eindeutiges Warnsignal erhalten, welche Auswirkungen die rapiden Anhebungen auf das Umfeld und im Besonderen den Bankensektor haben kann und zwangsläufig haben wird. Jene Schwächen entpuppen sich immer am schwächsten Glied, bevor auch standhaftere Institutionen vom schwierig zu koordinierenden Umfeld betroffen sein werden.

Demnach hat sich zum jetzigen Zeitpunkt (Stand: 13.03.2023) die Wahrscheinlichkeit für eine Pausierung Zinsanhebung in der kommenden Sitzung auf eine 25-prozentige Wahrscheinlichkeit hochgeschraubt.

Des Weiteren sollte in der kommenden Wochen und Monaten besonders die Bankenlandschaft, und hier noch einmal besonders die Regionalinstitute beobachtet werden.

Für die Unternehmensergebnisse werden in der aktuellen Handelswoche die Ergebnisse von Adobe und FedEx wichtig sein

Unternehmensergebnisse in der aktuellen Handelswoche

Finanzreport.com nutzt Cookies

Auch unsere Website verwendet Cookies, um den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Mehr erfahren